Bis zur ihrem Syndesmosebandriss im Jahr 2016 spielte sie selbst aktiv in einer Erwachsenenmannschaft und steuerte den Medienauftritt des Vereins. Das Jahr 2017 war ein Jahr des Umbruchs: Vicky wechselte in einen neuen Verein, den SV Bergtheim, und gab sich neben ihrer Tätigkeit als Verwaltungsfachangestellte dem Kinder- & Jugendbereich hin. Zusätzlich zu den Trainertätigkeiten im Verein, engagiert sie sich als Medienbeauftragte und organisiert die Jugendmannschaften.
Ihren Kindheitstraum als Journalistin frei und kreativ zu arbeiten, verwirklicht sie sich mit ihrem Blog für Trainer*innen (https://vbadmintoncoach.home.blog/). Der Blog verbindet die beiden großen Leidenschaften von Vicky, Badminton und das Schreiben. Neben der eigenen Weiterbildung durch Recherche, teilt Vicky in ihrem Blog Erfahrungen, Übungsformen und Trainingsideen. Wie sich der Verein SV Bergtheim die letzten Jahre entwickelt hat und wie unsere bisher jüngste vorgestellte Trainer*in eigentlich tickt, erfahrt ihr im folgenden Interview.
Wieso ist Badminton die beste Sportart für Dich?
„Es gibt einfach keine bessere Sportart als Badminton! Der Badmintonsport verbindet Taktik, Physis, Athletik und Technik wie keine andere Sportart.“
Wann hast Du mit den Trainertätigkeiten angefangen?
„Im Jahr 2013 habe ich mit meinen ersten Trainingsversuchen gestartet. Intensiviert und unterstützt wurde die Trainertätigkeit im Folgejahr durch meinen Abschluss der C-Trainerausbildung. Für das Jahr 2021 ist die Weiterbildung zur B-Trainerin geplant.“
Seit meiner bewussten Trainertätigkeit 2014 konnte ich mich in vielen Bereichen weiterentwickeln:
- Viel spontaner & flexibler
- Inhalte clever und anschaulich verpacken
- Sicheres Auftreten vor einer Gruppe, Vergrößerung des Methodenrepertoires
Warum bist Du Trainerin? Was bedeutet die Tätigkeit für Dich?
„Ich finde die Tätigkeit als Trainerin spannend und empfinde Freude in der Entwicklung meiner Jugendlichen. Da ich selbst noch jung bin und eine Ausbildung gemacht habe, kann ich Probleme und Situationen meiner Heranwachsenden gut verstehen. Zudem bin ich gerne kreativ und probiere Dinge aus, wobei mir die Badmintonhalle einen optimalen Entfaltungsraum bietet.“
Wer hat Dich geprägt als Trainerin?
„Die beiden Trainer, die mir auf Anhieb einfallen, sind Hans-Karl Öhrlein aufgrund seiner natürlichen Autorität und Johann Niesner, der mir durch seine Sommercamps im Breitensport immer wieder über den Weg lief.“
Gibt es drei Dinge, die Du als Trainerin gelernt hast?
„Das Erste, was ich lernen musste, ist Geduld, denn Entwicklungsprozesse dauern nun mal. Da ich gerne vorausschauend detailgetreu vorausplane, musste ich schnell feststellen, dass es nicht immer so funktioniert wie man sich es vorgestellt hat.“
„Zudem lerne ich immer weiter, richtig vor einer Gruppe als Trainerin zu kommunizieren.“
Was macht Dein Training aus?
„Kreativität, gute Musik und eine gute Mischung aus Fokus und Spaß!“
Was sind Deine drei Tipps, wie man als Trainer*in im Kindertraining auftreten sollte?
„Der Trainer sollte eine Person sein, der man zuhören und vertrauen möchte. Weiterhin geht es darum, stets eine positive Ausstrahlung an den Tag zu legen, welche mit gutem Fachwissen gekoppelt ist. Meiner Erfahrung hilft es auch, nicht zu perfekt zu wirken.“
Welche Momente im Training zaubern Dir ein Lächeln ins Gesicht?
„Wenn das vorher gelernte doch tatsächlich umgesetzt wird! Ebenso unterstütze ich Freude & Spaß am gemeinsamen Arbeitsgegenstand.“
Welcher Rat hat Dir in Deiner Trainerlaufbahn am meisten geholfen?
„Den besten und in dem Moment für mich wichtigsten Rat gab mir Matthias Pröstler während eines U11-Lehrgangs: "Vicky mach einfach, trau dich!“
Welchen Tipp möchtest Du allen Trainer*innen in Badminton-Deutschland mitgeben?
„Nicht alle sind gleich, jeder Spieler benötigt unterschiedliche Ansprachen, um persönlich erreicht zu werden“
Was war Deine bislang emotionalste Erfahrung als Trainerin?
„Meine Jugendmannschaft hat mich erst im Oktober 2020 begeistert und berührt. Da ich an Asthma leide, konnte ich sie nicht bei ihrem Spieltag betreuen. Die Mannschaft hat das Ligaspiel selbst organisiert und sich gegenseitig betreut. Gegen die sonst überlegenen Gegner ist am Ende sogar ein Unentschieden rausgekommen! Ich bin so stolz auf ihren Zusammenhalt und die Selbstständigkeit.“
Vision Verein SV Bergtheim
Was passiert bei Euch zurzeit? Was ist die Vision für Deinen Verein?
"Im Jahr 2017 bin ich zum SV Bergtheim gewechselt und engagiere mich seitdem sehr für die Kinder- und Jugendabteilung. Unsere Badmintonabteilung besteht aktuell aus 40 Kindern und Jugendlichen und befindet sich meiner Meinung nach in einer großartigen Entwicklung. Erst dieses Jahr haben wir einen zweiten Trainingstag hinzubekommen. Das Herzstück ist aktuell die Jugendmannschaft, mit der wir Richtung Bezirksoberliga in Bayern gehen wollen.“
„Der Altersdurchschnitt unserer Kinder- & Jugendabteilung ist circa 16 Jahre. In den nächsten Jahren wird es weiterhin und noch stärker die Herausforderung sein, die Nachwuchsarbeit zu verbessern. Wir brauchen viele neue Kinder, die wir in unseren Verein locken und dort auch halten können.“
„Glücklicherweise unterstützt uns der Gesamtverein immer wieder bei Projekten und neuen Ideen. Das Vereinsleben ist gut und bis auf die üblichen Missverständnisse läuft es rund.“
Wie gestaltest Du aktiv im Verein mit? Wie findet bei Euch Vereinsleben statt?
„Das Schöne am Vereinsleben ist, dass sich die verschiedensten Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Beruf, Herkunft o.Ä. zu einem Zweck zusammenfinden, um gemeinsam Sport zu treiben. Wenn alle diesen Gedanken verinnerlichen, kann ein großartiges Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen. In unserer Abteilung gibt es eine sehr große Altersspanne zwischen Jugend und Erwachsenen. Junge Erwachsene in meinem Alter haben wir kaum, also sehe ich es als Herausforderung, hier zu vermitteln, damit sich alle Mitglieder im Verein kennen und schätzen lernen. Neben der Trainertätigkeit versuche ich gemeinsam mit meiner Kollegin Steffi auch ein Angebot außerhalb des Badmintonfeldes zu schaffen, zum Beispiel durch gemeinsame Essen, Grill- oder Weihnachtsfeiern. Sehr am Herzen liegt mir auch die Medienarbeit. Ich denke, in unserem Verein passieren viele tolle Dinge, von denen die Leute im Dorf, aber auch in der restlichen Badmintonszene erfahren sollten. Deshalb schreibe ich gerne Beiträge für unsere Homepage oder das Gemeindeblatt. Außerdem habe ich vor kurzem einen Instagram-Account für unsere Abteilung ins Leben gerufen. Die Resonanz seitens der Spieler, Mitglieder, aber auch Eltern oder anderer Badmintonvereine ist sehr positiv.“
Frauen in Trainertätigkeiten
Wie gedenkst Du bekommen wir mehr Frauen in Trainertätigkeiten?
„Leider sind Frauen in Trainerpositionen ein gesamtgesellschaftliches Problem, das über den Badmintonsport hinaus besteht. Frauen trauen es sich oft nicht, eine Gruppe von Männern zu trainieren. Man sollte schon im Jugendbereich beginnen, Mädchen und junge Frauen zu ermutigen, zum Beispiel im Training einfach mal eine Übung ansagen lassen, damit positive Erfahrungen gesammelt werden können. Wenn man in jemandem das Potenzial zur Trainerin sieht, einfach darauf aufmerksam machen und Mut zusprechen. Zudem verspreche ich mir sehr viel von gezielten Maßnahmen, wie Workshops nur für Frauen. In Zukunft wird es wichtig werden weibliche Vorbilder zu schaffen und diese in der Medienarbeit herauszustellen.“
Wie ist es für Dich als Frau, Jugendliche (vorwiegend Jungs) zu trainieren?
„Ich komme sehr gut mit der Altersgruppe zurecht. Meine sichere, neckische und humorvolle Art findet Anklang in meiner Gruppe. Weiter schätzen die Jugendlichen mich, weil ich wahnsinnig sportbegeistert und stets motiviert bin.“
Szenarien:
In Deiner aktuellen Trainingsgruppe befinden sich zwölf 13-jährige Mädchen, was unternimmst Du, um sie nachhaltig an den Verein zu binden?
„Ich würde das WIR-Gefühl stärken durch Aktionen und Events rund um den Verein. Diese müssen nicht immer im Bezug zum Badmintonsport stehe. Besonders in diesem Alter sind Mädchen nicht unbedingt gewollt sich zu messen, Druck rausnehmen hilft hier.“
Leben ohne Badminton, wohin mit Deiner Begeisterung? Woher kommt diese Motivation?
„Ich hoffe das tritt niemals ein, ich brauche einfach Leute und den Verein um mich! Vermutlich würde ich in einer anderen Sportart ein Ehrenamt übernehmen und mich dort engagieren.“
„Ich mag es mein eigenes Potential auszuschöpfen und den Fortschritt, wenn ich wirklich etwas anpacke! Das Feedback der Gruppe und deren Ergebnisse begeistern mich.“
Wenn Covid-19 noch im Jahr 2021 andauern würde…?
„Dann baue ich mit meiner Gruppe eine Scheune aus, dann trainieren wir hier Lauf- & Schlagtechnik! Spaß beiseite, ich denke unser Onlineangebot kann im Taktikbereich deutlich verbessert werden. Das wichtigste aktuell ist positiv zu sein und Durchhaltevermögen auszustrahlen!“
CORONA Pandemie, Einschränkung oder Chance?
„In den Lockdown-Phasen müssen wir auf die Hallennutzung komplett verzichten und sind in das Onlinetraining umgezogen. Meine bisherige Erfahrung war, dass die Jugendlichen dieses Engagement sehr schätzen und sich einfach freuen die anderen Spieler*innen online zu treffen. Als Abteilung hatten wir große Sorge vor vielen Austritten, welche sich zum Glück nicht bestätigte. Eher im Gegenteil, während wir Training anboten, kamen neue Spieler*innen hinzu. Die Jugendlichen waren ebenfalls wissbegieriger und konzentrierter als sonst. Es war eine großartige Zeit, die leider durch den zweiten Lockdown nun beendet wurde. Nun versuchen wir dies als Chance zu sehen und weitere Onlineangebote für unsere Abteilung zu schaffen. Wir blicken optimistisch in das Frühjahr 2021 und hoffen bald wieder in die Halle zu können.“