Im Alter von nur 17 Jahren übernahm er die Abteilungsleitung und probierte sich bereits als Trainer aus. In den Folgejahren bildete er sich mit der Lizenz zum B-Trainer Leistungssport und DBV-Talentscout fort und startete im Jahre 2018 das Projekt zum DBV-Talentnest. Nach Konzeptionierung, Aufbau von Kooperationen mit ortsansässigen Schulen und dem Entwurf eines Schutzkonzeptes ist der SV Fortuna 83 Rotenburg seit 2020 anerkanntes DBV-Talentnest.
Was begeistert Dich so an der Sportart Badminton?
„Großartig finde ich, dass Badminton eine Mischung aus Individual- und Teamsportart ist. Darüber hinaus schätze ich vor allem das Miteinander und den Teamgeist, den ich im Training, bei Turnieren oder Mannschaftswettkämpfen erlebe. “
Wann hast Du Dich für das Ehrenamt als Trainer und Abteilungsleiter entschieden?
„Da mir viele Dinge in unserer Abteilung nicht zusagten, wurde mir schon früh klar, dass ich nur etwas ändern kann, wenn ich mich selbst engagiere. Somit übernahm ich mit 17 Jahren die Abteilungsleitung der Badmintonsparte unseres Vereines, wozu ich parallel meine ersten Trainingsversuche startete.“
„Nach einigen Jahren hatte ich das Bedürfnis, mich als Trainer fortzubilden und so machte ich 2014 den C-Trainer Leistungssport. Im Jahr 2018 folgte der DBV-Talentscout und ein Jahr später der B-Trainer.“
Warum bist Du Trainer & Abteilungsleiter? Was bedeuten die Tätigkeiten für Dich?
„Ich arbeite gerne mit Menschen, vor allem auch Jugendlichen zusammen und gebe meine Erfahrung weiter. Des Weiteren erarbeite ich gerne neue Ideen und Strukturen. Beide Motive finden sich in den Tätigkeiten als Trainer und Abteilungsleiter wieder und erfüllen mich mit Spaß und Freude.“
Wer hat Dich geprägt als Trainer?
„Aus verschiedenen Aus- und Weiterbildungen sind mir vor allem zwei Trainer nachhaltig im Gedächtnis geblieben: zum einen Detlef Poste, der mich durch seine Art und Motivation zu coachen begeistert hat, und zum anderen Diemo Ruhnow, dessen Energie und Enthusiasmus mir endlos erschien.“
Bitte beschreibe ein paar Erfahrungen aus den Trainerausbildungen C und B:
B-Trainer Hospitation
„Bei Sandra Reichstein hospitierte ich während eines Wochenendlehrgangs, in dem ich viel aktiv Training geben durfte. Beeindruckt hat mich dabei das Teamgefühl und der Zusammenhalt der Gruppe, vor allem wie sich die Kinder gegenseitig im Training unterstützt und motiviert haben. Bei Sandra konnte ich mir auch einige interessante Impulse und Methoden für mein eigenes Training abschauen.“
„Ein spannendes Programm bot sich mir bei Bruno Rduch in Hamburg. Hier traf ich auf eine volle Badmintonhalle, in welcher alle Altersklassen gleichzeitig zusammen trainierten. Erstaunlich fand ich die harmonische Trainingsatmosphäre und wie jeder Athlet, trotz großer Alters- und Leistungsunterschiede, auf seine Kosten gekommen ist.“
Unterschiede zwischen C und B-Trainerausbildung
„Die C-Trainerausbildung habe ich damals als sehr technisch-orientierte Ausbildung wahrgenommen. Die Weiterbildung zum B-Trainer hingegen beschäftigte sich mehr mit Taktik und weiterführenden Themen. Zudem war der größere Referentenpool in der B-Trainerausbildung sehr bereichernd. Gelebt hat die Ausbildung aber selbstverständlich auch von den Teilnehmer*innen, die aus verschiedenen Bundesländern kamen sowie unterschiedliche Leistungsniveaus hatten und ihre Erfahrungen einbrachten."
Was sind für Dich drei Dinge, die Du als Trainer & Organisator gelernt hast?
„Man muss lernen im Verein als Team zu arbeiten und eine gemeinsame Vision entwickeln. Nur durch Aufgabenteilung ist es langfristig möglich gute Angebote für die Mitglieder zu schaffen.“
„Wenn man im Verein Angebote ändern möchte, sollte man meiner Meinung nach immer die Bedürfnisse der Mitglieder im Auge behalten, bei der Konzeption berücksichtigen und nicht allein danach gehen, was man selber für richtig hält oder gerne machen möchte.“
"Bei neuen Projekten stellen sich anfangs immer viele verschiedene Fragstellungen. Gelernt habe ich in den letzten Jahren, das es hilft erstmal anzufangen und im Laufe des Prozesses sukzessive Anpassungen vorzunehmen, anstatt zu versuchen anfangs alles bis ins letzte Detail zu planen!“
Was lernen junge Athlet*Innen in deinem DBV Talentnest als erstes?
„Generell orientiert sich meine didaktische und methodische Aufarbeitung an Shuttle Time. Im Mittelpunkt der Vermittlung steht erst mal der Spaß am gemeinsamen Sporttreiben. Inhaltlich führt der Weg der Erst- und Zweitklässler im Normalfall von Spielen mit Luftballons, über Ballgewöhnung und dem Erlernen der Griffarten, hin zu den ersten Basis-Schlagtechniken.
Wie sollte eine optimale Trainingsatmosphäre für erfolgreiches Kindertraining aussehen?
„In der Halle soll Spaß und Freude am Badmintonsport sichtbar sein. Weiter sollte die Atmosphäre so sein, dass verschiedene Trainingsgruppen nebeneinander konzentriert trainieren können.“
Was sind Deine drei Tipps, wie man als Trainer*in im Kindertraining auftreten sollte?
„Für mich hat der Trainer eine Vorbilds- und Vertrauensfunktion. Nur wenn diese beiden Elemente erfüllt sind, können sich Kinder frei entfalten und Freude am Training entwickeln. Das Wichtigste ist meiner Meinung nach aber, dass die Kinder Spaß haben mit dem Trainer gemeinsam Sport zu machen.“
Welche Momente im Training zaubern Dir ein Lächeln ins Gesicht?
„Immer dann, wenn ich sehe, dass die Begeisterung bei den Kindern wächst und sie Fortschritte im Badminton machen. Weiter finde ich es sehr motivierend und spannend Sichtungen an Schulen zu durchzuführen und darüber Kinder für unseren Sport zu faszinieren.“
Welcher Rat hat Dir in Deiner Karriere am meisten geholfen?
„Es gibt nicht den einen richtigen Weg, sondern man muss einen Weg finden, der zu sich selbst und seiner Trainingsgruppe passt.“
Welchen Tipp möchtest Du allen Trainer*innen in Badminton-Deutschland mitgeben?
„Nicht zu lange über Dinge grübeln, sondern einfach ausprobieren!“
Was war Deine emotionalste Erfahrung als Trainer bisher?
„Eine spezielle emotionale Erfahrung habe ich nicht. Natürlich bleiben einem aber Erfahrungen in Erinnerung, beispielsweise, wenn man positives Feedback für seine ehrenamtlichen Arbeiten bekommt. Für mich persönlich bleiben die wichtigsten Erinnerungen aber vor allem die positiven Erlebnisse in der Halle beim Training und Turnieren. “
Vision im Verein Fortuna Rothenburg
Was passiert bei euch derzeit im Verein?
„Wir wollen in den nächsten zwei Jahren unsere Schulsichtungen weiter optimieren, auf weitere Schulen erweitern und gleichzeitig die Eingliederung in den Verein reibungsloser gestalten. Ebenfalls erarbeiten wir gerade ein Konzept, um auch Kooperationen mit Kindergärten aufzubauen. Da wir in unserer Halle neun Felder haben und somit mehrere Trainingsgruppen parallel pro Einheit trainieren, wird es dabei wichtig sein, die neu dazu kommenden und bestehenden Trainingsgruppen langfristig zu koordinieren.“
Anpassungen und Planungen trotz Covid-19
„Kurz nach dem ersten Lockdown im März sollten eigentlich unsere Schulsichtungen in diesem Jahr starten, die wir entsprechend vorbereitet hatten. Dadurch, dass diese ausgefallen sind, haben wir natürlich eine Lücke in unseren Trainingsgruppen, auf die wir reagieren müssen. Durch die aktuellen Einschränkungen wird es vermutlich auch noch dauern bis wir wieder aktiv in die Schulen zum Sichten dürfen. Daher werden wir erst mal versuchen, die Athlet*innen, die wir bereits über das Sichtungskonzept an den Sport binden konnten, zu halten und im zweiten Schritt über Mundpropaganda und Werbung Leute anzusprechen sowie auf unseren Verein und das DBV-Talentnest aufmerksam zu machen.“
Was wünscht Du dir von eurem Badminton-Landesverband Niedersachsen?
„Wichtig finde ich, dass die Kommunikation zwischen Verband und Vereinen verbessert und modernisiert wird. Gerade in einem Flächenland wie Niedersachsen finde ich es nicht mehr zeitgemäß, für Besprechungen längere Fahrtzeiten auf sich nehmen zu müssen und diese nicht online durchzuführen. Meiner Meinung nach sind in dieser Richtung in den letzten Jahren aber schon wichtige Schritte in die richtige Richtung gemacht worden.
Ansonsten würde ich mir wünschen, dass es mehr Fort- und Weiterbildungsangebote gäbe, die sich nicht an Trainer*innen richten, sondern z. B. um die Abteilungsorganisation oder Öffentlichkeitsarbeit drehen. Ich glaube, dass man im Rahmen solcher Angebote, auch durch den Austausch der Teilnehmer*innen untereinander viel erreichen kann. “
Wie beurteilst du ingesamt das Thema Ehrenamt und Engagement im Verein?
„Für mich ist ehrenamtliches Engagement im Verein selbstverständlich und wichtig. Vor allem kleinere Vereine können nur durch ehrenamtliche Helfer*innen gute sportliche Angebote anbieten und aufrechterhalten. Das Konzept des einen „Machers“ im Verein halte ich für veraltet und nicht mehr tragbar. Heutzutage benötigt es meiner Meinung nach viele Engagierte, um einen Sportverein langfristig auf gesunde Beine zu stellen. In den letzten Jahren haben wir uns im Verein diesbezüglich deutlich verbessert und somit das Projekt 'DBV-Talentnest' umsetzen können. Grundlage hierfür war meiner Meinung nach die Erstellung eines Konzeptes, die Bereitschaft dieses immer wieder anzupassen sowie das Ansprechen von Interessierten, um diese in den Prozess einzubeziehen.“
Szenarien:
In Deiner aktuellen Trainingsgruppe befinden sich zwölf 13-jährige Mädchen, was unternimmst Du, um sie nachhaltig an den Verein zu binden?
„Meiner Erfahrung nach entwickeln Mädchen oft erst später den Wettkampfgedanken. Mit diesem Wissen würde ich versuchen Übungs- und Spielformen in das Training einfließen zu lassen, um das Training für sie motivierend zu gestalten.“
Die Einschränkungen durch Corona halten an, was macht ihr?
„Wenn wir kein Zugriff auf die Hallen haben, ist aktives Badmintontraining natürlich schwierig. Ich finde es vor allem wichtig Kontakt mit den Kindern und Eltern aufrecht zu erhalten. Wir haben in unserer Abteilung auch viele kleinere Kinder. Die Gestaltung von z.B. Online-Trainingsangeboten ist hier natürlich sehr schwierig. “
Wenn es Badminton nicht mehr gibt? Was machst du mit Deinem Tatendrang oder Deiner Begeisterung?
„Das Engagement im Badminton bereitet mir viel Freude und Spaß, ohne die Tätigkeiten im Verein erhalte ich nicht den notwendigen Ausgleich zum Beruf. Vermutlich würde ich mich in einer anderen Abteilung oder einem anderen Verein ehrenamtlich engagieren. Den Umgang und Kontakt mit Menschen im sportlichen Umfeld möchte ich nicht missen!“