Mit 21:10, 21:15 besiegte der 33-Jährige am Dienstag (22. August) den US-Amerikaner Bjorn Seguin (Weltranglistenplatz 112), dem er bis dato noch nie im Rahmen eines Turniers gegenübergestanden hatte. "Ich habe seit längerer Zeit kein Turnier mehr gespielt und auch privat ist vieles im Umbruch. Insofern ist es schön, mal wieder einen Wettkampf zu haben", meinte Marc Zwiebler, der kürzlich von Saarbrücken, wo er über viele Jahre wohnte und trainierte, zurück in seine Heimatstadt Bonn umzog. Dort wird er sich nach der Individual-WM auf seine berufliche Laufbahn konzentrieren. "Hier in der Halle sind viele Fans aus Deutschland oder für Deutschland. Es ist schön, so verabschiedet zu werden", ergänzte der deutsche Rekordmeister im Herreneinzel (neun Titelgewinne).
In der zweiten Runde muss sich Marc Zwiebler bereits mit einem Top 10-Spieler auseinandersetzen: Der B-Kaderathlet des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) trifft auf Chou Tien Chen, den Gewinner der diesjährigen YONEX German Open. Der Taiwanese wird in der Weltrangliste derzeit auf Platz sechs geführt und ist in Glasgow auch an Nummer sechs gesetzt. Zuvor standen sich der achtmalige Teilnehmer an Individual-Weltmeisterschaften aus Deutschland und der Asiate fünfmal im Rahmen eines Wettkampfes gegenüber. Zweimal ging dabei Marc Zwiebler als Sieger vom Feld.
Auch nach seinem Karriereende als Leistungssportler wird sich der gebürtige Bonner noch aktiv in den Badmintonsport in Deutschland einbringen: So schlägt er etwa in der Saison 2017/2018 für seinen Heimatverein, den 1. BC Beuel, in der 1. Bundesliga auf und ist in die Vorbereitung des deutschen Badminton-Nachwuchses auf die U19-Weltmeisterschaften im Oktober in Indonesien "ein bisschen involviert", wie er sagt. "Einen richtigen Trainerjob habe ich für mich eigentlich erst einmal ausgeschlossen, aber ich möchte trotzdem etwas von der Erfahrung, die ich gesammelt habe, weitergeben", erläutert Marc Zwiebler. "Mir hat es früher, als jüngerer Spieler, oft gefehlt, dass mir ein deutsches Vorbild zeigte, was ich machen soll", so der Europameister von 2012 weiter. Daher begrüße er es z. B. auch, dass seit Jahresbeginn weitere langjährige deutsche Nationalspieler dem Trainerteam des DBV angehörten. Starts bei internationalen Turnieren hat Marc Zwiebler für die Zeit nach der WM aktuell nicht konkret geplant. Allerdings: "Vielleicht packt mich irgendwann die Lust und ich spiele das eine oder andere Turnier."
Als noch recht neues Mitglied in der Athletenkommission des Badminton-Weltverbandes BWF wird er das globale Badmintongeschehen in jedem Fall zumindest aus der Ferne weiterhin intensiv verfolgen.
Zwei weitere Siege Neben Marc Zwiebler gelangen am zweiten Veranstaltungstag der diesjährigen Individual-WM auch dem Herrendoppel Jones Ralfy Jansen/Josche Zurwonne (1. BC Wipperfeld/SC Union Lüdinghausen; Weltranglistenplatz 27) sowie dem Damendoppel Isabel Herttrich/Carla Nelte (1. BC Saarbrücken-Bischmisheim/TV Refrath; Weltranglistenplatz 36) Auftaktsiege.
Ausgeschieden sind - nach Niederlagen in der zweiten Runde - hingegen Luise Heim (1. BC Beuel; Weltranglistenplatz 72) im Dameneinzel sowie die Gemischten Doppel Raphael Beck/Carla Nelte (beide TV Refrath; Weltranglistenplatz 75) und Mark Lamsfuß/Isabel Herttrich (1. BC Wipperfeld/1. BC Saarbrücken-Bischmisheim; Weltranglistenplatz 28). Dameneinzel Luise Heim wehrte in der Partie gegen die an Nummer 15 gesetzte Spanierin Beatriz Corrales fünf Matchbälle ihrer Kontrahentin ab, musste sich der Weltranglisten-25. letztlich aber mit 16:21, 19:21 geschlagen geben.
"Ich bin enttäuscht von meiner Leistung. Ich habe es nicht geschafft, ihr es richtig schwer zu machen", meinte die 21 Jahre alte Deutsche Meisterin unmittelbar nach der Niederlage. Die Gründe dafür wusste die Studentin sogleich auszumachen: "Zum einen lag es an der Nervosität. Man ist schon aufgeregt, wenn man überlegt, dass man im Achtelfinale der WM stehen könnte. Zum anderen denkt man, man muss die Chance nutzen. Meine Auslosung war vergleichsweise gut. Von den Gesetzten ist sie eine der leichtesten Gegnerinnen." Luise Heim traf in Glasgow erstmalig in ihrer Karriere im Rahmen eines internationalen Turniers auf Beatriz Corrales.
Herrendoppel
Jones Ralfy Jansen und Josche Zurwonne ließen derweil in ihrem Erstrundenmatch den Polen Pawel Pradzinski/Jan Rudzinski (Weltranglistenplatz 74) beim 21:10, 21:12 keine Chance und zogen nach einer Spielzeit von nur 28 Minuten in die zweite Runde ein. Darin dürfen sich die DBV-Asse mit den in Glasgow an Position sechs notierten Chinesen Chai Biao/Hong Wei (Weltranglistenplatz 6) messen. Beide Duelle gab es zuvor noch nicht bei einem Wettkampf.
"Das war der Auftakt, morgen geht es weiter", sagte Josche Zurwonne nach dem souveränen Sieg zu WM-Beginn selbstbewusst. Während der 28-Jährige schon bei der Individual-WM 2014 antrat, ist Jones Ralfy Jansen 2017 erstmalig bei Individual-Weltmeisterschaften startberechtigt.
Mixed
Die Deutschen Meister im Mixed, Raphael Beck/Carla Nelte, unterlagen in Runde zwei der an Position zwölf notierten Paarung Tang Chun Man/Tse Ying Suet aus Hongkong (Weltranglistenplatz 15) mit 11:21, 17:21. "Im ersten Satz haben wir ein bisschen zu viel in deren Stärken gespielt. Wir mussten daraufhin unser Spiel umstellen, was uns im zweiten Satz auch gelungen ist. Da haben wir zwischenzeitlich auch geführt. Ich hatte nicht die beste Vorbereitung auf die WM und dann passieren ein bis zwei Fehler zu viel, die den Satz kosten können oder sie wieder ins Spiel bringen", analysierte Carla Nelte.
Die 26-Jährige musste in den vergangenen Wochen intensiv ihr Studium vorantreiben und konnte daher nur sehr eingeschränkt trainieren. Auch nach der WM ist die Olympiateilnehmerin von Rio an der Uni noch mächtig gefordert: "Der ganz September ist voll mit Prüfungen", so Carla Nelte.
Raphael Beck meinte: "Wir haben phasenweise echt gut gespielt, aber - auf dem Level - zu leichte Fehler gemacht." Der 25-Jährige, der in diesem Jahr seinen ersten Start bei einer Individual-WM verzeichnet, und Carla Nelte standen ihren Gegnern erstmalig gegenüber.
Mark Lamsfuß und Isabel Herttrich hingegen spielten bereits im Februar 2017, bei der Mixed-Team-EM in Polen, gegen ihre Zweitrundengegner in Glasgow. Wie vor einem halben Jahr mussten sich die DM-Zweiten den amtierenden Vizeeuropameistern, Joachim Fischer/Christinna Pedersen aus Dänemark (Setzplatz 6), in zwei Sätzen geschlagen geben. "Ihnen ist es gelungen, der Halle ein bisschen angepasster zu spielen. Wir hatten ein wenig was anderes erwartet, als gespielt wurde. Sie spielen ohnehin sehr variabel, sodass es schwierig ist, sich auf etwas einzustellen", zog Isabel Herttrich nach der 12:21, 8:21-Niederlage ein Fazit.
Damendoppel
Im Damendoppel hingegen hatte die 25-Jährige einige Stunden später leichtes Spiel: An der Seite von Carla Nelte setzte sie sich binnen nur 19 Minuten gegen Hadia Hosny/Doha Hany aus Ägypten (Weltranglistenplatz 80) durch. "So blöd es klingt, aber wir wussten vorher, dass es ein relativ dankbares Spiel werden würde. Der Fokus lag trotzdem bei uns: Wir wollten gut starten, unabhängig vom Gegner. Das ist uns, denke ich, auch gut gelungen. Wir haben ein paar Sachen umgesetzt, die wir uns vorgenommen hatten", meinte Carla Nelte anschließend. Isabel Herttrich ergänzte: "Wir wollten unser Spiel auch durchziehen, d. h., den Fokus behalten, damit wir in der nächsten Runde klar sind."
Darin kommt es für die Deutschen Meisterinnen zur - ebenfalls erstmaligen - Begegnung mit den in Glasgow an Position sechs notierten Chinesinnen Huang Dongping/Li Yinhui (Weltranglistenplatz 6).
Vorschau
Spielbeginn in der Emirates Arena ist auch am dritten Veranstaltungstag (23. August) um 11.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MESZ). Neben Marc Zwiebler, Jones Ralfy Jansen/Josche Zurwonne und Isabel Herttrich/Carla Nelte bestreitet dann zudem das Herrendoppel Mark Lamsfuß/Marvin Seidel (1. BC Wipperfeld/1. BC Saarbrücken-Bischmisheim) seine Partie um den Einzug ins WM-Achtelfinale.