Bereits in der U14 wird Nicol für die Jugendnationalmannschaft nominiert und fährt auf das 8-Nationenturnier U15 in Schottland. Einige Jahre später, im Alter von 17 Jahren, wechselt Nicol an den Olympiastützpunkt in Saarbrücken und schafft im Jahr drauf den Sprung in die A-Nationalmannschaft. Parallel dazu schließt Nicol ihre Schule erfolgreich ab und beginnt eine kaufmännische Ausbildung. Dem Olympiastützpunkt in Saarbrücken bleibt Nicol bis zur erfolgreichen Olympia-Qualifikation im Jahr 2000 treu. 2001 zieht es sie an den Stützpunkt nach Mülheim und trainiert dort mit Detlef Poste für die Olympiaqualifikation 2004 in Athen. Nicht nur das gelingt ihr, sondern auch parallel einen Abschluss als staatliche geprüfte Betriebswirtin per Fernstudium zu erwerben und den einen oder anderen Deutschen Meistertitel zu gewinnen. Rückblickend erzählt Nicol, dass es genau die richtige Entscheidung war, in den Badmintonsport "All-In" zu gehen: Badminton ist ihre Leidenschaft, die Anzahl an großartigen Erlebnissen ist so groß und gar nicht aufzählbar.
Nach Nicols Karriereende, gründet sie gemeinsam mit ihrem Mann eine Familie. Parallel dazu durchläuft sie die A-Trainerausbildung (Jahrgang 2005/06). "Glücklicherweise war ich durch meinen Mann zu dieser Zeit finanziell abgesichert, so konnte ich mich vollkommen auf die Rolle als angehende Mutter und die Trainerausbildung konzentrieren", so Nicol.
Als Trainerin ist Bittner aktuell in Frankfurt anzutreffen. Sie ist dort bereits seit sechs Jahren als Landestrainerin beim Hessischen Badminton-Verband angestellt und ist für die Koordination von Schulen und Stützpunkten zuständig. Weiter beinhaltet die Stelle die Verbindung des Hessischen Badminton-Verbandes mit dem Kultusministerium und das Gestalten des Umfeldes vor Ort.
Was begeistert Dich so an der Sportart Badminton?
„Als Spielerin hat mich zu Anfang der Erfolg und die damit verbundenen Erlebnisse im Ausland gelockt. Erfahrungen wie die Jugend-WM in Jakarta sind bis heute prägende Erlebnisse, an die ich mich gerne zurückerinnere. Als Trainerin begeistert mich Badminton bis heute durch die vielfältigen Beanspruchungsfelder (z.B. Spielwitz, Kreativität, Intelligenz aber auch die Athletik und Geschwindigkeit). Ebenfalls klasse finde ich das notwendige schnelle Entscheiden während des Ballwechsels.“
Warum bist Du Trainerin? Was bedeutet die Tätigkeit für Dich?
„Vom Start bis zum Ende meiner Spielerkarriere habe ich einige Höhe- und Tiefpunkte erleben dürfen. Auf diesen Weg möchte ich mit meinen Athlet*innen gehen und sie so individuell wie möglich dabei begleiten und unterstützen. Ich sehe mich selbst als Multiplikator für die Sportart Badminton und möchte meine Haltung weiter transportieren.“
Wer hat Dich als Trainerin geprägt?
„Als Trainerin wurde ich maßgeblich von Flemming Wiberg und Rachmat Hidayat geprägt. Für Vereinsbelange sehe ich Heinz Kelzenberg und Rainer Diehl als die zentralen Schlüsselfiguren.
Was war Deine emotionalste Erfahrung als Trainerin bisher?
Es gibt viele schöne Momente, auf die ich gerne zurückblicke, auch kleine Erfolge freuen mich. Ich möchte es nicht an einer Situation festmachen. Zum einen freut es mich, wenn ein*e Athlet*in ein knappes Match gewinnt. Oder ich merke, wenn ein*e ganz junge*r Athlet*in die inhaltlichen Themen z. B. im technisch-taktischen Bereich umsetzen kann, auch wenn das Match mal verloren geht. Oder eine taktische Marschroute im Match durchsetzen kann und merkt, dass es gut funktioniert, d.h. wenn ich den Athleten auf den richtigen Weg gebracht habe, das sind positive Momente. Die emotionalsten Siege meiner Athlet*innen sind Titel bei den Deutschen Meisterschaften, da gab es schon einige!
Gibt es drei Dinge, die Du als Trainerin gelernt hast?
- „Meinen eigenen Weg zu finden. Zuvor habe ich viel nach rechts und links geschaut. Meine Methode zu finden, hat ein paar Jahre gedauert!“
- „Prozessen Zeit geben und gelassener werden!“
- „Nicht zu perfektionistisch denken, einfach stets das Beste geben, sich selber vertrauen und zufrieden nach Hause gehen!“
Was sind Deine drei Tipps, wie man als Trainer*in Training auftreten sollte?
- Der Trainingsgruppe mit Vertrauen und Verständnis entgegentreten.
- Als Trainer*in authentisch sein.
- Zuhören können.
Wie sollte eine optimale Trainingsatmosphäre für erfolgreiches Trainingssetup aussehen?
„Disziplin verknüpft mit Offenheit. Ein Umfeld, in dem es erlaubt ist Fehler zu machen und dem Athleten*in vertrauen und Unterstützung widerfährt.“
Was sollte ich mir als begeisterte*r Kinder- & Anfängertrainer*in unbedingt mal ansehen?
„Absolute Empfehlung meinerseits sind die ersten zehn Badmintoneinheiten des Programms SHUTTLE TIME. Ansonsten Luftballon Badminton – Shuttle Time – Miteinander/Gegeneinander“
Was ist eine Maßnahme, mit der Du Unpünktlichkeit in den Griff bekommen hast?
„Durch meine eigenen Prinzipien und Werte, ich bin selbst einfach immer pünktlich!“
Welches Wort verwendest Du häufigsten beim Loben deiner Athleten*innen?
„Super, Klasse, große Klasse“
Welche Momente im Training zaubern Dir ein Lächeln ins Gesicht?
„Puh…, da gibt eine Vielzahl an Momenten! In meiner Trainingsgruppe in Hessen schätze ich sehr das Feedback und den generellen persönlichen Kontakt zu den Athlet*innen. Sie sind stets offen, freundlich und sehr motiviert“
„In meiner Hobbytrainingsgruppe macht es mir Spaß, Kindern und Jugendlichen ein Alternativprogramm (anstatt Videospiele/Laptop) zu bieten. Es ist eher ein Freundeskreis geworden, die Jugendlichen treffen sich in der Sporthalle, trainieren und spielen Badminton.“
Welcher Rat hat Dir in Deiner Karriere am meisten geholfen?
„Mach, fang einfach an und probiere aus!“
Wie ist Dein aktueller Blickwinkel auf den deutschen Badmintonsport?
„Aktuell entwickeln sich viele positive Sachen, vorneweg der DBV-Bildungsbereich. Zudem haben sich die letzten Jahre noch mal verstärkt die Möglichkeiten und Chancen für die Badminton-Leistungssportler verbessert!“
„Kritisch sehe ich die noch zähe Entwicklung der Vollzeittrainer und großen Badmintonvereine. Die Intensivierung dieser wird in Zukunft noch wichtiger werden! Es liegt zu viel auf den Schultern der ehrenamtlichen Trainer*innen. Hier ist ein Umdenken wichtig: die Anerkennung und Wertschätzung, das Umfeld der Trainer*innen muss sich verbessern. Erst dann würden sich mehr für den Beruf 'Trainer*in' entscheiden.“
Szenarien:
Deine neue Trainingsgruppe ist komplett heterogen, wie gehst Du mit dieser Situation um?
„Die Gruppe clever verknüpfen und durchmischen. So dass eine Gruppe entsteht, die sich miteinander weiterentwickelt und unterstützt.“
Ein Leben ohne Badminton, wohin mit Deiner Begeisterung?
„Ich würde selbst noch viel mehr Sport machen. Das Stand Up Paddle habe ich für mich gefunden und habe schon ein paar schöne Paddeltouren gemacht. Außerdem fahre ich gerne mit unserem Wohnmobil in die Natur und genieße die Ruhe, vorzugsweise nach Schweden und Norwegen.
Wenn Du jetzt entscheiden müsstest, welchen Schlag und welche Lauftechnik Du bis ans Lebensende durchführen musst, welche wären das?
„Ein richtig harter Smash aus dem Hinterfeld wäre schon großartig, ein Schlag, für den ich nicht bekannt bin! Als Lauftechnik würde ich den schnellen Laufweg in die Rückhandecke wählen.“
Weitere Interviews aus der Reihe "Trainer in Sportdeutschland".