Stetig begeistert durch den Wettkampfcharakter der Sportart bildete er sich bis zum A-Trainer fort. Im Jahr 2012 dann erstmals Landestrainer in Hamburg und nun seit April 2017 hauptberuflicher NRW-Landestrainer am Deutschen Badminton-Zentrum in Mülheim an der Ruhr.
Wieso ist Badminton die beste Sportart für Dich?
„Badminton ist abwechslungsreich, vielseitig und spektakulär. Es gibt so viele verschiedene Ebenen, auf denen man als Badmintonspieler gut sein muss. Hinzu kommen faszinierende Angriffs- und Abwehrsituationen. Was braucht man mehr?“
Wann hast Du Dich für den Trainerberuf entschieden?
„Während meines Lehramtsstudiums für Englisch, Französisch und Sport habe ich viel Badmintontraining gegeben. Während des A-Trainerausbildung im Jahr 2011 habe ich einige Trainerangebote erhalten, bei einem habe ich direkt zugeschlagen!“
Warum bist Du Trainer? Was bedeutet die Tätigkeit für Dich?
„Meine Persönlichkeit (Ehrgeiz, sportaffin, gebe gerne mein Wissen weiter) ließ nichts anderes zu! Ich habe das Privileg, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben und arbeite jeden Tag mit hochmotivieren Kolleg*innen und Spieler*innen in einem Wahnsinnsumfeld zusammen.“
Wer hat Dich geprägt als Trainer?
„Mich prägen Persönlichkeiten, von denen ich mir Dinge abschauen kann, Gegner, die mich zwingen, besser zu werden und alle Spieler*innen, durch deren Hilfe meine Erfahrungen immer weiter zunehmen.“
Drei Dinge die Du als Trainer gelernt hast?
- Es kommt auf das tägliche Training an! Turniere, Camps und Lehrgang sind nur Boni.
- Basics entscheiden das Spiel, unabhängig von Alter und Spielklasse!
- Am Ende entscheidet der bzw. die Spieler*in auf dem Feld, nicht der bzw. die Trainer*in!
TOP 3 die Du im letzten Jahr (2019) über Badminton gelernt hast
- Das Spiel der Damen ähnelt immer mehr dem der Männer (mehr Smash, mehr Sprünge, mehr Übergang im Doppel)
- Es sollte keine verschiedenen Bilder von Badminton geben, sondern nur die Frage ob es funktional ist!
- Die Präsentation von Lars Uhre auf der BWF Coaching Conference in Basel erklärt verständlich für Trainer und Spieler den Großteil aller Fehler.
Mit welchem Thema hast du Dich in der Projekt- bzw. Studienarbeit Deiner A-Trainerausbildung beschäftigt?
„Ich beschäftigte mich mit dem Verhältnis der vier Bereiche Technik/Taktik/Physis/Mental zueinander während einer Spielerkarriere.“
Was macht Dein Training aus?
„In meinem Training werden Basics trainiert, es wird mitgedacht, es werden situative Situationen gelöst und viele Kinderriegel verwettet.“
Was sind Deine Best Practice Tipps im Kinder- und Jugendtraining zur Rückhandschlagtechnik im Hinterfeld?
- Gute Startposition
- Netzfern anfangen, Arm weiter hinten
- Schlägerkopf neben dem vorderen Knie
- richtiger Griff (wie eine Zahnbürste/Handy/Fernbedienung halten oder am Schaft anfassen)
- Schlagbewegung
- Schläger folgt dem Ball wie auf einer geraden Rolltreppe nach oben
- Schlag ist als ob man jemanden mit einem Handtuch schlagen möchte)
- am Anfang cross spielen lassen
Was sind Deine "Best-Practice-Tipps" im Kinder- und Jugendtraining zur Basis-Lauftechnik?
„Für die Basislauftechnik empfehle ich die Ballmaschine mit Aufgaben. Zudem ist das Spielen mit Besseren eine gute Methode, um viele Wiederholungen zu erzeugen. Sie können den Ball besser im Spiel halten.“
Was lernt ein*e Athlet*in im ersten Jahr in Deinem Kindertraining (U9 oder U11)?
„Die Ausbildung der Basics ist das Wichtigste in diesem Alter, damit meine ich: ?Werfen & Fangen, Laufen & Springen, Seilspringen, netzfernes Vorderfeld, Griffwechsel, Auftakt, Umsprung, lang & kurz, gerade & cross.“
Wie sollte eine optimale Trainingsatmosphäre für erfolgreiches Kindertraining aussehen?
„Die optimale Trainingsatmosphäre ist durch Action, Spaß und Abwechslung geprägt. Hinzu kommen Aufgaben, welche durch Ausprobieren oder Machen lassen gelöst werden sollen. Um alle Kinder zu erreichen, ist eine Differenzierung der Aufgaben notwendig.“
Was sind Deine drei Tipps, wie man als Trainer*in im Kindertraining auftreten sollte?
„So wie man sich die Kinder wünscht: Engagiert, mit Freude dabei, offen für Neues.“
Was müssen die Athlet*innen im Kindertraining als Erstes lernen und warum?
„Als erstes müssen sie lernen den Ball zu treffen, weil es schlicht und einfach mehr Spaß macht als ihn aufzusammeln.“
Was machst Du, wenn ein Kind keine Lust mehr auf das Training hat?
„Das Kind fragen, warum genau dem so ist und versuchen, Verständnis dem Kind gegenüber zu zeigen. Eventuelle Badmintonpause vereinbaren und danach schauen, ob das immer noch so ist.“
Welche Momente im Training zaubern Dir ein Lächeln ins Gesicht?
„Es gibt viele Momente in denen ich als Trainer lächle. Am häufigsten geschieht dies, wenn ich gute Basics sehe und die Athlet*innen das Erlernte anwenden. Weiter wenn alle Gas geben, Extra-Aufgaben machen oder sich gegenseitiges Feedback geben.“
Was war Die in Deinen Augen härteste Maßnahme, die Du angewandt hast?
„Alles was ich bisher durchgeführt habe, waren noch keine harten Maßnahmen.“
Welcher Rat hat Dir in Deiner Karriere am meisten geholfen?
„Fehler zu machen ist okay, aber lerne daraus! Raus aus der Komfortzone!“
Welchen Tipp möchtest du allen Trainer*innen in Badminton-Deutschland mitgeben?
„Im Trainerdasein geht nichts über eigene Erfahrungen: sammelt sie selbst oder holt sie euch durch Stützpunktbesuche, Videos oder Austausch und gebt Gas!“
Was war Deine emotionalste Erfahrung als Trainer bisher?
„Puh…, da gab es sehr viele - sowohl positive als auch negative. Spontan fällt mir der Moment ein als, Kicklitz/Sonnenschein das Jungendoppel U15 beim 8-Nationen-Turnier gewonnen haben, mein Körper war ein einziges großes Glückshormon.“
Vision Verband NRW
Was passiert bei euch zurzeit? Vision für Deinen Verband?
„Wir wollen in Zukunft mehr Angebote für Vereine in NRW anbieten, das umfasst hauptsächlich Lehrgänge, Fort- und Ausbildung. Hierzu muss das Ausbildungs- und Lehrgangskonzept weiterentwickelt werden. Zudem möchte ich mich als Landestrainer in den nächsten Jahren gezielter dem Thema Lehre widmen.“
Was wünscht Du dir vom DBV hinsichtlich Trainerausbildung?
- mehr Methodik/Didaktik bezogen auf das WIE statt dem WAS
- mehr verfügbare Hospitationszeit, um vor allem Erfahrung zu sammeln
- langjährige Trainer die ihr Wissen & die Erfahrung weitergeben
Was fehlt Deiner Meinung nach in Deutschland, um langfristig mehr Spieler*innen in die internationale Spitze zu führen?
„Es fehlt in Badminton-Deutschland einfach an Spielermasse. Die Spielerpyramide in Deutschland muss unten breiter werden, um viele gute Talente oben rauszubekommen. Weiter brauchen wir mehr gut ausgebildete Trainer*innen. Diese erhalten wir nur durch ein breiteres Fort- und Ausbildungsangebot. Uns fehlen Emotionen und natürlich auch finanzielle Mittel. Die Steigerung dieser zwei Bereiche könnte viel Einfluss auf die Zukunft haben.“
Szenarien:
In Deiner aktuellen Trainingsgruppe befinden sich zwölf 13-jährige Mädchen, was unternimmst Du, um sie nachhaltig an den Verein zu binden?
„Ich lass einfach im Anschluss die Mädels die Gruppe der 13-15-jährigen Jungs trainieren.“
Isabel Herttrich fragt bei Dir Individualtraining an, fühlst Du Dich bereit?
„Ich würde mich sehr freuen, es wäre mir eine Ehre!“
Du beschließt von heute auf morgen, dein Hobby als Trainer hinzuschmeißen, was machst Du stattdessen?
„Ich würde ein Badminton-Buch schreiben und damit reich werden.“