EILMELDUNG: Herrendoppel muss olympisches Turnier vorzeitig beenden · 29.07.2024

Marvin Seidel (Foto/LIVE: BadmintonPhoto).

International

Liebevolle Überraschungen von der Ehefrau

Wir sprachen mit Marvin Seidel (28) am Sonntagmorgen nach dem ersten Gruppenspiel über die großartige Stimmung in Paris, Glücksbringer von seiner Frau und wie er die letzten Stunden vor dem nächsten Spiel verbringt.

Von Claudia Pauli

 

badminton.de: „Marvin, wie hast Du die Stimmung gestern, bei Eurem ersten Spiel hier in Paris, erlebt?“

Marvin Seidel: „Die Stimmung war überragend! Wir hatten ein volles Haus, das war eine sehr, sehr geile Stimmung!“

badminton.de: „Deine Frau Katrin hat Dich kurz vor dem Spiel noch überrascht – und zugleich sehr bewegt …“

Seidel: „Es war gar nicht klar, ob wir uns vor meinem Spiel noch würden sehen können, aber ich habe sie kurz vor dem Warmmachen, keine 50 Minuten vor dem Spiel, noch getroffen. Da hat sie mir eine Kette mit einem Anhänger geschenkt, auf dem im Morsecode ‚Strength, Spirit, Love‘ steht. Das war eine sehr, sehr coole Idee und ich habe erst einmal ein paar Tränen verdrückt … Vor der Abreise zu Olympia hat sie mir bereits einen drei Seiten langen Brief geschrieben: was sie an mir toll findet, dass ich es verdient habe, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein, und dass ich die Zeit genießen soll. Das war unglaublich süß!“

badminton.de: „Hat sie die Möglichkeit, alle Spiele von Dir in der Halle zu verfolgen? Und ist sonst noch jemand aus Deiner Familie hier?“

Seidel: „Ja, meine Frau ist bei allen Spielen dabei. Außerdem sind meine Mutter, mein Vater und meine Schwester hier.“

badminton.de: „Überhaupt scheint Deine Frau Dich sehr zu unterstützen. Gerade auch in den vergangenen Monaten hattest Du in ihr einen großen Rückhalt, wie Du gesagt hast. In welcher Form hat sie Dir genau geholfen?“

Seidel: „Es gab bei mir im Grunde zwei Gefühlslagen: Einerseits war ich super motiviert und wusste, ich will alles geben, viel trainieren, mich gut ernähren und insgesamt einfach den Lifestyle eines Profisportlers leben. Dabei hat sie mich hervorragend unterstützt – sie hat ein gutes Verständnis dafür entwickelt. Z. B. sind wir jeden Samstag zusammen in den Kraftraum gegangen. Zwar hat sie dann auch ihr Training gemacht, aber sie hat z. B. auch die Zeit genommen, wenn ich bestimmte Übungen absolviert habe, und mich immer wieder motiviert. Dann gab es auch Phasen, in denen man vor die Realität gestellt war: Man selbst gibt zu 100 Prozent Vollgas, es entwickelt sich auch alles gut, aber man kann trotzdem nicht das machen, was man eigentlich möchte. Denn das ist nun mal, Wettkämpfe zu spielen. In dieser Zeit habe ich mir auch oft Existenzfragen gestellt, die alle Lebensbereiche umfassten – warum man das alles macht. Da ist es immer schön zu wissen, dass jemand anderes solch einen positiven Blick auf einen hat – denn man selbst blickt auf sich ja manchmal nicht ganz so positiv … Und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich das zuhause habe.“

badminton.de: „Wo hast Du sie eigentlich kennengelernt?“

Seidel: „Wir kennen uns schon aus der Schule. Wir sind bereits 15 Jahre zusammen.“

badminton.de: „Du hast am heutigen Sonntagmorgen am Ende des Trainings Einzel gegen den Spanier Pablo Abian gespielt – und Ihr hattet beide sichtlich Spaß dabei. Hattet Ihr Euch vorher für ein gemeinsames Training verabredet?“

Seidel:„Nein, das ergab sich so. Ich habe ihn einfach gerade gefragt, ob er darauf Bock hat ... Dabei habe ich vorher bislang kaum mal mit ihm gesprochen. Aber das ist eben das Schöne im Badminton.“

badminton.de: „Ihr bestreitet Euer zweites Gruppenspiel am Montag (29. Juli 2024) in der ersten Session und dann auch gleich zu Beginn, d. h. um 8.30 Uhr. Wie wird sich für Dich morgen der Tagesablauf gestalten?“

Seidel: „Ich übernachte heute in der Airbnb-Unterkunft von Katrin, die in Laufdistanz zur Halle gelegen ist. Daher werde ich normal aufstehen, dann frühstücken und so zur Halle gehen, dass ich ca. eine Stunde vorher hier bin.“

badminton.de: „Was steht für Dich heute noch an?“

Seidel: „Ich fahre jetzt zurück ins Dorf, mache dort Physio, habe noch ein Gespräch mit Hannes (Chef-Bundestrainer Hannes Käsbauer; Anm. d. Red.), werde vielleicht noch ein wenig Krafttraining machen – Stabilisationstraining z. B. geht auch ganz gut auf dem Zimmer – und werde dann nachmittags ins ‚Deutsche Haus‘ fahren, wo ich meine Familie treffe. Von dort geht es dann abends zurück.“

badminton.de: „Dass die Olympischen Spiele in diesem Jahr ganz in der Nähe stattfinden, ist für Euch alle toll, oder?“

Seidel: „Das ist mega, voll geil! Außerdem kann die ganze Badmintonwelt in Deutschland alles so gut mitverfolgen. Dass kein Zeitunterschied vorhanden ist, macht es so viel einfacher!“

badminton.de: „Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute!“

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