Johanna Goliszewski, Lara Käpplein und Alexander Roovers, die alle dem Erstligateam des 1. BV Mülheim angehören, fassten – aus verschiedenen Gründen – Ende 2019 den Entschluss, sich neuen Herausforderungen zu widmen. Darüber hinaus hört mit Lukas Resch vom 1. BC Beuel ein ebenso sympathisches wie hoffnungsvolles Talent mit dem Leistungssport auf.
Johanna Goliszewski: Olympiateilnahme als Höhepunkt
Höhepunkt in der Karriere von Johanna Goliszewski war die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Für das Multi-Sport-Event in Brasilien qualifizierte sich die heute 33-Jährige an der Seite von Carla Nyenhuis (geb. Nelte; TV Refrath) im Damendoppel.
Johanna Goliszewski war darüber hinaus bei zahlreichen Mannschafts- sowie Individual-Welt- und -Europameisterschaften aktiv. Dabei gewann die Spezialistin für Damendoppel und Mixed im Jahr 2013 mit dem deutschen Mixed-Team den EM-Titel, wurde 2019 mit dem Mixed-Team Vizeeuropameister und holte 2015 und 2017 mit dem Mixed-Team EM-Bronze. Mit dem Damenteam konnte sich Johanna Goliszewski, die beim 1. BV Maintal (Hessen) das „Einmaleins des Badmintonsports“ erlernte, sogar fünf Medaillen sichern: Gold 2012, Silber 2018 und Bronze 2010, 2014 und 2016. Insgesamt bestritt Johanna Goliszewski, die seit vielen Jahren der Sportfördergruppe der Bundeswehr als Sportsoldatin angehört, 55 Länderspiele für den DBV. Bei den Deutschen Einzelmeisterschaften gewann sie von 2013 bis 2016 viermal in Serie den Titel im Damendoppel – zweimal mit Birgit Overzier und zweimal mit Carla Nyenhuis.
Seit den European Games im Juni 2019 in Minsk/Weißrussland leidet Johanna Goliszewski an einer bis dato nicht diagnostizierten Krankheit, aufgrund derer sie nur sehr eingeschränkt die Möglichkeit hat zu trainieren. „Ich kann jeden Tag ein bisschen Sport machen, aber von Leistungssport bin ich noch weit entfernt“, sagt die 33-Jährige. Bedingt durch die Erkrankung, besteht für Johanna Goliszewski auch keine Chance mehr, ihr großes Ziel, die zweite Olympiateilnahme, zu realisieren. Nicht zuletzt aus diesen Gründen beschloss die A-Trainerin des Deutschen Badminton-Verbandes, die am 1. April ein Diplom-Trainer-Studium an der Trainerakademie Köln des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) beginnt, ihre Karriere in der deutschen Badmintonnationalmannschaft zum 1. Januar 2020 zu beenden.
Johanna und Alex wäre es zum Ende ihrer Karriere zu gönnen gewesen, dass sie ohne Erkrankung bzw. Verletzung die Olympiaqualifikation hätten versuchen können. Aus gesundheitlichen Gründen quasi zum Aufhören gezwungen zu werden, ist wirklich bitter
Detlef Poste
Geplant ist, dass Johanna Goliszewski zunächst bis September 2020 und, falls im Rahmen einer Bundeswehr-Trainerstelle möglich, auch darüber hinaus für den DBV als Trainerin im Bereich Jugend tätig ist. Außerdem fungiert sie weiterhin als Trainerin beim TSV Heimaterde Mülheim an der Ruhr, einem DBV-Talentstützpunkt. Was die 1. Badminton-Bundesliga anbelangt, so versucht Johanna Goliszewski, noch in die laufende Saison einzusteigen. „Aktuell helfe ich dem Team wo es geht außerhalb des Spielfeldes, z. B. bei der Organisation von Flügen“, so die langjährige Bundeskaderathletin.
Lara Käpplein: Zweimalige Vizeeuropameisterin
Lara Käpplein, die wie Johanna Goliszewski ihren Fokus auf die Disziplinen Damendoppel und Mixed richtete, kam in 15 Länderspielen für den Deutschen Badminton-Verband zum Einsatz und zählte ebenfalls bei mehreren Welt- und Europameisterschaften zur deutschen Delegation. Größte Erfolge der 24-Jährigen sind der Gewinn der Silbermedaille bei der Mixed-Team-EM 2019 und bei der EM für Damennationalmannschaften 2018 sowie der Gewinn der Bronzemedaille mit dem Damenteam bei der EM 2016. Bei den Deutschen Einzelmeisterschaften belegte Lara Käpplein dreimal Platz zwei (2016, 2018 und 2019; jeweils im Damendoppel) und dreimal Platz drei (2014 und 2015 im Damendoppel, 2019 im Mixed). Auch sie ist als Sportsoldatin langjähriges Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr.
Lara Käpplein entschied sich aus persönlichen Gründen, aus den Bundeskadern des DBV auszusteigen. Sie fungiert derzeit im Rahmen ihres Abtrainierens als Trainingspartnerin der Bundeskaderspielerinnen und -spieler am Deutschen Badminton-Zentrum (DBZ) in Mülheim an der Ruhr und wird im September eine Ausbildung beginnen. „Ich freue mich wie Johanna auf andere Aufgaben“, so die gebürtige Baden-Württembergerin.
Im Februar kehrt die 24-Jährige, die beim SSV Waghäusel mit dem Badmintonsport begann, allerdings für kurze Zeit ins Nationaltrikot zurück: anlässlich der diesjährigen Europameisterschaft für Herren- und für Damennationalmannschaften (11. bis 16. Februar in Liévin/Frankreich). Sollte sich Deutschland dabei für die Weltmeisterschaft für Herren- und für Damennationalmannschaften 2020 (16. bis 24. Mai in Aarhus/Dänemark) qualifizieren, ist Lara Käpplein möglicherweise auch dort im Einsatz.
Alexander Roovers: Start bei den European Games
Das „Mülheimer Urgestein“ Alexander Roovers trug neunmal das Trikot der deutschen Badmintonnationalmannschaft und gewann dabei 2018 mit dem Herrenteam EM-Bronze. 2018 und 2019 schlug der heute 32-Jährige zudem bei Mannschaftsweltmeisterschaften auf. Seit den European Games 2019 laboriert der Spezialist für Herreneinzel an einer Knieverletzung, aktuell befindet er sich nach wie vor in der Rehabilitationsphase.
„Es wird besser, aber es braucht Zeit“, so der angehende Lehrer für Mathematik und Sport, der im Mai mit seinem Referendariat beginnen möchte. „In der Bundesliga konnte ich in dieser Saison bislang kein Spiel machen und werde wohl auch keines mehr machen. Aber ich bin natürlich bei allen Spielen dabei, u. a. zum Coachen.“ Langfristig erhofft sich der A-Trainer des Deutschen Badminton-Verbandes, als Lehrertrainer am Gymnasium Luisenschule in Mülheim an der Ruhr, einer NRW-Sportschule, tätig sein zu können und somit auch durch seinen Beruf mit dem Badmintonsport verbunden zu bleiben.
Bei den Deutschen Einzelmeisterschaften kam Alexander Roovers von 2015 bis 2018 viermal in Folge bis ins Halbfinale des Herreneinzelwettbewerbs und wurde somit DM-Dritter.
Chef-Bundestrainer Detlef Poste: Unglückliches Karriereende
„Johanna und Alex wäre es zum Ende ihrer Karriere zu gönnen gewesen, dass sie ohne Erkrankung bzw. Verletzung die Olympiaqualifikation hätten versuchen können. Aus gesundheitlichen Gründen quasi zum Aufhören gezwungen zu werden, ist wirklich bitter! Ich bin aber sehr froh, dass Johanna wahrscheinlich als Trainerin für den DBV beruflich weitermachen kann und vielleicht verschlägt es auch Alex später einmal als Lehrertrainer wieder zurück zum Badminton. Laras Entscheidung schmerzt uns sehr, weil wir bei ihr noch viel Potenzial in Richtung Olympische Spiele 2024 gesehen haben. Aber wir alle wissen auch, dass es im Hochleistungssport so kommen kann und wünschen Lara, wie auch Johanna und Alex, alles Gute für die Zukunft“, so Detlef Poste, der Chef-Bundestrainer im DBV.
Lukas Resch: Bronze bei den Olympischen Jugendspielen
Nach den nationalen Titelkämpfen 2020 im Erwachsenenbereich (30. Januar bis 2. Februar in Bielefeld) beendet zudem ein Nachwuchstalent des DBV seine leistungssportliche Laufbahn: Der 19 Jahre alte Lukas Resch, der in der 1. Badminton-Bundesliga für den 1. BC Beuel aufschlägt, möchte sich fortan auf seine berufliche Karriere konzentrieren.
Höhepunkt in seiner sportlichen Laufbahn war die Teilnahme an den Olympischen Jugendspielen 2018 in Buenos Aires/Argentinien. Im Teamwettbewerb gewann er seinerzeit die Bronzemedaille. Darüber hinaus war Lukas Resch bei zahlreichen Welt- und Europameisterschaften im Jugendbereich für Deutschland im Einsatz. Dabei holte er bei der U19-EM 2018 sowohl im Herreneinzel und im Mixed als auch mit der Mannschaft Bronze.
Bei den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften U15, U17 und U19 gewann Lukas Resch – in verschiedenen Altersklassen – insgesamt neun Titel, wurde einmal Zweiter und viermal Dritter. Zudem kürte er sich 2013 im Jungeneinzel und im Mixed zum nationalen Champion in der Altersklasse U13, im Jungendoppel kam er damals auf Rang drei. Seinen Spaß am Badmintonsport entdeckte der in Koblenz geborene Lukas Resch beim BSC Güls.
„Lukas ist leider nicht nur ein hervorragendes Badmintontalent, sondern er hat auch ein Top-Abitur hingelegt. Er strebt einen internationalen BWL-Studiengang ab Sommer 2020 an und spürt hierfür mehr Motivation, als eine Badmintonkarriere zu versuchen“, sagt Detlef Poste. Der Chef-Bundestrainer im DBV fügt hinzu: „Das ist sehr schade für den deutschen Badmintonsport, aber es ist zugleich gut zu wissen, dass auch ‚Luke‘ als gestandene Persönlichkeit seinen Weg machen wird.“