badminton.de: Karin, kannst Du dich an die Qualifikation für Rio 2016 erinnern?
Karin Schnaase: Oh ja, sogar sehr, sehr gut. Ich habe noch nie so viele Turniere in den verschiedensten Ländern innerhalb einer Saison gespielt. Es gab viele 'Ups und Downs'.
badminton.de: Was ist davon noch hängengeblieben?
Schnaase: Zu Beginn war alles Neuland für mich, weil es meine erste Qualifikation für Olympische Spiele war. Doch durch die vielen erfahrenen Spieler aus dem deutschen Team konnte man viel lernen. Wir haben uns auf den Turnieren immer gegenseitig sehr gut unterstützt. Das war wirklich schön. Man hatte ein tolles Team und jeder hat den anderen unterstützt, um das große Ziel, die Qualifikation für die Olympischen Spiele, zu erreichen. Und am Ende haben es ja auch alle geschafft.
Meine Situation war sehr speziell, da ich mit Olga Konon eine Mitstreiterin um den Platz im Dameneinzel hatte. Olga war damals aber nicht mehr in der Nationalmannschaft. Rückblickend war die Konkurrenz gut, da ich so immer an meine Grenzen gehen musste und es war schnell klar, einer von uns beiden ist dabei, da wir die offizielle Norm des Weltverbandes erreichen würden. Auch wenn ich immer vorne war, saß sie mir im Nacken (lacht).
Es gab Anfang des Jahres 2016 eine spannende Situation bei den Swedish International, wo wir beide im Final standen. Da hatte ich zum ersten Mal die Chance, im direkten Duell zu gewinnen. Es war ein sehr, sehr spannendes Spiel, das ich im dritten Satz gewinnen konnte. Für mich war es einer der wichtigsten Siege in der Qualifikation.
Bei der EM in La Roche-sur-Yon, dem letzten Turnier der Olympia-Qualifikation, war Karin Schnaase direkt an einem denkwürdigen Spiel beteiligt. Als im Zweitrundenmatch Karin Schnaase ein Schuh kaputt ging, lieh ihre Gegnerin Laura Sarosi (Ungarn) ihr spontan ein Ersatzpaar. Ohne die Geste hätte sie das Spiel durch Aufgabe von Schnaase gewonnen und wäre sicher in Rio dabei gewesen. Das Match und die Aktion von Laura Sarosi bewegte weltweit die Badminton-Anhänger und liess auch den deutschen Schauspieler Hannes Jaenicke schwärmen (Buch: "Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche: Warum wir dringend Helden brauchen"; 2017).
badminton.de: Was war der schönste Moment während der Spiele in Rio?
Schnaase: Das Feuerwerk bei der Eröffnungsfeier. Wenn ich mir das Video heute noch anschaue, kommen ganz viele Emotionen hoch. Einfach unglaublich dieses Gefühl, dabei gewesen zu sein und es geschafft zu haben. Ein Traum, der wahr wurde und wirklich unbeschreiblich ist.
Diese Momente waren wirklich unbeschreiblich und werden ein Leben lang in schönster Erinnerung bleiben. Es ging nur alles viel zu schnell vorbei.
Die damals 31-jährige Schnaase besiegte in ihrer Gruppe zunächst Chloe Magee aus Irland (21-14, 21-19). Im entscheidenden Match um das Achtelfinalticket unterlag die Deutsche der damaligen Weltranglisten-Zweiten Wang Yihan aus China mit 11-21, 16-21.
badminton.de: Hattest Du in Rio Zeit, Dir auch die anderen Sportarten anzusehen?
Schnaase: Ich habe mir nach dem Badminton-Wettkampf viel mit Birgit Overzier angeschaut, da wir uns auch ein Zimmer zusammen geteilt haben. Wir waren beim Schwimmen, Hockey, Turnen und der Leichtathletik.
badminton.de: Gab es Begegnungen mit Athlet*innen aus anderen Sportarten?
Schnaase: Wir haben wirklich viele tolle Sportler und Sportlerinnen aus den verschiedensten Sportarten, aber auch Nationen treffen dürfen. Das war eine tolle Erfahrung. Das Team-Gefühl unter allen deutschen Athleten war enorm. Es war ein richtiges großes deutsches Olympia-Team.
Der Sportler, der am meisten Eindruck bei mir hinterlassen hat, ist der Golfer Martin Kaymer. Er war unser Zimmernachbar. Ein unglaublich bodenständiger und netter Sportler, mit dem wir wirklich super Gespräche geführt haben.
badminton.de: Wirst Du Olympia 2020 in Tokio verfolgen?
Schnaase: Auf jeden Fall. Gerade nachdem man selber dabei war, hat man noch mal einen anderen Blick darauf.
badminton.de: Wem drückst Du besonders die Daumen?
Schnaase: Ich bin sehr gespannt, was unsere deutschen Badminton-Stars erreichen und drücke jedem einzelnen Spieler ganz fest die Daumen. Ganz besonders freue ich mich, die Spiele meiner Vereinskameradin Yvonne Li zu verfolgen. Es gibt viele Sportler, die man in Rio kennengelernt hat und die jetzt auch wieder dabei sind. Denen drückt man natürlich auch ganz besonders die Daumen.
badminton.de. Wie geht es Dir heute, was machst Du momentan?
Schnaase: Ich bin ganz stolze Ehefrau und Mama meiner beiden Töchter Line und Lea. Wir verbringen als Familie viel Zeit zusammen, was ich sehr genieße. Speziell nach der Leistungssportkarriere. Wieder die Zeit für die Familie und Freunde zu haben, ist für mich momentan sehr besonders.
Vielen Dank für das Gespräch!
Karin Schnaase | Erfolge im Überblick:
- Peru International 2016
- Swedish International 2016
- Turkey International 2015
- Polish Open 2015
- Hungarian International 2010
- Finalistin Dutch Open 2015
- Bronzemedaille im Dameneinzel EM 2014