Ein atemberaubender Halbfinaltag bei den HYLO Badminton Open 2023 fand am Samstagabend seine Krönung im abschließenden Herrendoppel der deutschen Europameister Mark Lamsfuß und Marvin Seidel gegen die amtierenden Olympiasieger Wang Chi-Lin und Lee Yang aus Taiwan. Vor über 1.000 Zuschauern lieferten alle vier Akteure eine großartige Show und elektrisierten das Publikum vom ersten Ballwechsel an.
Die Fans revanchierten sich mit lautstarkem Applaus, Fangesängen und anhaltenden „Mark und Marvin“-Sprechchören, die auch 30 Minuten nach Spielende noch durch die Saarlandhalle schallten. Dass Lamsfuß und Seidel den Finaleinzug mit 15:21 und 19:21 knapp verpassten, wurde an diesem Abend beinahe zur Nebensache.
Der Auftakt der Begegnung lief für Deutschlands bestes Herrendoppel zunächst nicht nach Plan. Die Weltranglisten-Zwölften aus Taiwan konnten früh einen komfortablen Vorsprung aufbauen und ließen die Publikumslieblinge im weiteren Verlauf nie näher als drei Punkte an sich herankommen. Im zweiten Durchgang kämpften Lamsfuß und Seidel absolut auf Augenhöhe mit den Goldmedaillengewinnern von Tokio 2021. Beim Stand von 17:16 erkämpften sich die Deutschen, angepeitscht vom Hexenkessel Saarlandhalle, die erste Führung und hatten das Momentum auf ihrer Seite.
Doch Wang Chi-Lin und Lee Yang zeigten in der entscheidenden Phase des Spiels ihre ganze Klasse und drehten den knappen Rückstand zum 21:19-Erfolg.
Die Zuschauer ließen sich von diesem Dämpfer jedoch nicht die Stimmung verderben und feierten ihre Helden minutenlang mit Sprechchören und Gesängen.
„Die beste Niederlage unseres Lebens“
Überwältigt von dieser im Badmintonsport leider eher unüblichen Unterstützung konnte ein sichtlich gerührter Marvin Seidel ein paar Tränchen nicht verbergen: „Das ist wirklich unglaublich. Diese Begeisterung für den Sport und unser Spiel. Wir können euch gar nicht genug danken. Das ist das Beste, was uns je passiert ist“, wendete sich der gebürtige Saarländer per Hallenmikrofon direkt an die Fans.
Beim anschließenden Interview strömten zahlreiche Fans mit in die Mixed Zone und machten den Abend somit auch für die wartenden Journalisten zu einem besonderen Erlebnis. Nach einer ausgedehnten Autogrammstunde fassten die Europameister diesen besonderen Abend mit folgenden Worten zusammen: „Das war unbeschreiblich. Die beste Niederlage unseres Lebens.“
Die siegreichen Taiwanesen treffen im Finale der HYLO Open auf die an Position zwei gesetzten Chinesen Liu Yu Chen und Ou Xuan Yi, die sich in einer ebenfalls hochspannenden Halbfinal-Begegnung gegen die Dänen Andreas Sondergaard und Jesper Toft durchsetzten.
Ein Finale ohne asiatische Beteiligung und zwei absolute Kracher
Die Mixed-Paare Tang Chun Man/Tse Ying Suet aus Hongkong und Rehan Naufal Kusharjanto/Lisa Ayu Kusumawati aus Indonesien werden am Sonntag um 14 Uhr den Finaltag in der Saarlandhalle eröffnen. Die Paarung aus Hongkong setzte sich im Halbfinale mit 21:13, 17:21 und 21:13 gegen Ye Hong Wei und Lee Chia Hsin aus Taiwan durch, die Indonesier schafften den Einzug ins Endspiel ebenfalls durch einen Dreisatz-Erfolg (15:21, 21:17, 21:19) über Dänemarks Gespann Mathias Christiansen/Alexandra Boje.
Daraufhin folgt das Duell zwischen der Dänin Line Hojmark Kjaersfeldt und der US- Amerikanerin Beiwen Zhang. Kjaersfeldt eliminierte im Halbfinale Kirsty Gilmour aus Schottland in zwei Sätzen (21:16, 21:17), Zhang zog durch einen Walkover gegen Pornpawee Chochuwong aus Thailand ins Endspiel ein.
Im dritten Match des Tages können sich die Zuschauenden in der Saarlandhalle im Herren-Einzel-Wettbewerb auf ein absolutes Top-Duell freuen. Der auf Rang 1 gesetzte Chou Tien Chen aus Taiwan trifft auf den zweitgesetzten Lee Cheuk Yiu aus Hongkong. Beide Finalisten behielten in ihren Halbfinals jeweils gegen einen Franzosen die Oberhand. Chou besiegte Alex Lanier in drei Sätzen (21:19, 19:21, 21:15), Lee bezwang Toma Junior Popov in nur zwei Sätzen (21:17, 21:12).
Im Damen-Doppel spielen die Chinesinnen Zhang Shu Xian/Zheng Yu (Setzliste Rang 1) und die Indonesierinnen Apriyani Rahayu/Siti Fadia Silva Ramadhanti (Setzliste Rang 2) um den Turniersieg. Unter den besten Vier standen neben diesen beiden Duos Liu Sheng Shu und Tan Ning, ebenfalls aus China, sowie die Französinnen Margot Lambert und Anne Tran. Zhang und Zheng zogen durch ihren Erfolg über ihre Landsleute Liu/Tan ins Finale ein, Rahayu und Ramadhanti buchten ihr Sonntagsticket dank eines Zweisatz-Sieges (21:12, 21:15) gegen Lambert/Tran. Das letzte Spiel des Tages bestreiten die bereits erwähnten Paarungen im Herrendoppel.