„Unser Ziel innerhalb des Teams ist die Titelverteidigung – ganz klar“, sagt Volker Eiber. Der Teammanager von Badminton-Bundesligist 1.BC Saarbrücken-Bischmisheim ist vor dem Final Four-Turnier um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft guter Dinge, dass der BCB beim Saisonfinale in Stuttgart seine Topleistung abrufen und bei der Titelvergabe erneut ein gewichtiges Wort mitreden wird. An diesem Freitag um 15 Uhr steht für den zehnfachen deutschen Meister in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle zunächst das Halbfinale an. Gegner ist der SV Fun-Ball Dortelweil, der die Hauptrunde in der Bundesliga auf Platz zwei beendete und sich somit direkt für das Final Four qualifizieren konnte. Bischmisheim musste als Dritter diesmal dagegen den ungewohnten Umweg über das Playoff-Viertelfinale gehen, um sich abermals das Ticket für das Endturnier der besten vier deutschen Vereinsmannschaften zu sichern. Diese Prüfung meisterten die Saarbrücker Ende März mit einem 4:2-Erfolg über Blau-Weiß Wittorf – womit sie ihre Serie fortsetzen konnten. Seit der Erstaustragung des Final Fours im Jahr 2017 war der BCB stets beim Endturnier dabei und erreichte jeweils auch das Finale, wo es nur bei der Premiere gegen den TV Refrath eine Niederlage gab.
Nach zuletzt drei Meisterschaften in Folge soll die Vorschlussrunde auch diesmal nur Durchgangsstation sein – wobei Bischmisheims Nationalspielerin Isabel Lohau gegen Dorteilweil eine knifflige Aufgabe erwartet: „Das Halbfinale ist in meinen Augen eine 50/50-Partie. Man muss abwarten, ob bei Dortelweil alle wichtigen Spieler dabei sind. Wenn sie in Topbesetzung antreten können, wird es eine enge Kiste“, glaubt die 30-Jährige, auf die es im Duell mit den Hessen besonders ankommen wird. Lohau ist sowohl im Damendoppel als auch im Mixed als feste Größe eingeplant. Im Doppel wird sie aller Voraussicht nach mit Franziska Volkmann antreten, da ihre etatmäßige Partnerin Stine Küspert mit einer Bauchmuskelzerrung auszufallen droht. „Ein Ausfall von Stine würde uns natürlich weh tun. Wobei wir mit Franzi aber guten Ersatz haben und in meinen Augen trotzdem noch jeden schlagen können“, sagt Lohau. Auch Bischmisheims Titelgarant Michael Fuchs hält den erneuten Triumph für möglich: „Die Titelverteidigung ist sicher ein hochgestecktes Ziel, aber kein zu hoch gestecktes. Wir sind zwar nicht der Favorit, in dieser Rolle sehe ich den 1.BC Wipperfeld. Dennoch bin ich sehr optimistisch. Das Halbfinale können wir auf jeden Fall gewinnen, danach müssen wir schauen, was passiert – aber wir sind auf keinen Fall chancenlos“, sagt der noch 39-Jährige. Für ihn ist das Halbfinale gegen Dortelweil keine alltägliche Partie, denn am Freitag feiert „Fuchsi“ am Rande des Duells seinen 40. Geburtstag. „Am Geburtstag zu spielen, ist generell immer was Besonderes. Für den 40. gilt das nochmal umso mehr. Ich schätze, es werden vorher sicherlich ein paar Nachrichten kommen. Sobald es losgeht, werde ich das aber ausblenden und mich nur auf mein Spiel konzentrieren“, sagt der Altmeister – und hofft auf ein gutes Omen. Umso mehr, weil für ihn nach 19 Jahren beim BCB und unglaublichen zehn Meisterschaften nach der Runde Schluss ist. Fuchs wird künftig kürzertreten und für Heimatverein TV Marktheidenfeld nur noch in der 2. Bundesliga an den Start gehen. Klar, dass er sich zu gerne mit dem erneuten Titelgewinn verabschieden möchte – allerdings wartet erst mal das Halbfinale.
In den beiden Ligaduellen mit Dortelweil gab es eine Niederlage und einen Sieg. Das Hinspiel hatte der BCB im vergangenen November in eigener Halle ersatzgeschwächt (neben Lohau und Küspert fehlten auch der Niederländer Ruben Jille und die dänischen Neuzugänge Mads Christophersen und Frederik Søgaard) 2:5 verloren. Im Rückspiel im hessischen Bad Vilbel konnten sich die Saarbrücker Ende Januar mit einem 4:3-Auswärtserfolg revanchieren. „Es wird sicher darauf ankommen, in welcher Besetzung Dortelweil tatsächlich antritt. Ob sie bei den Damen beispielsweise auf Iris Wang (mit einer Bilanz von 20:0 Siegen, 15:0 im Einzel, die herausragende Bundesliga-Akteurin; Anm. d. Red.) setzen können. Und ganz generell wird natürlich die Tagesform entscheidend sein“, sagt Fuchs. Auf seinen Titelgaranten, der bei allen zehn bisherigen Bischmisheimer Meisterschaften dabei war, wird der BCB auch in Stuttgart wieder fest vertrauen. In welcher Konstellation, bleibt abzuwarten. Neben Ruben Jille und Frederik Søgaard stehen Johannes Pistorius, Peter Käsbauer und Patrick Scheiel für die Einsätze in Doppel und Mixed bereit. Eventuell auch Mads Christophersen, der als eigentlicher Einzelspezialist auch im Doppel stark performen kann. „Wir haben da die Qual der Wahl“, weiß Fuchs.
Das sieht auch Teammanager Volker Eiber ähnlich: „Wir haben alle Mann an Bord. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir unter diesen Voraussetzungen beide Herrendoppel verlieren. Zudem können wir das stärkste Mixed ins Rennen schicken, im zweiten Herreneinzel ist Daniel Nikolov eine Bank und auch im Damendoppel sehe ich uns im Vorteil. Alle im Team sind gut drauf, sind heiß und extrem motiviert – von daher bin ich sehr zuversichtlich“, sagt Eiber, dem das letzte Wochenende als Teammanager bevorsteht. Er wird, ähnlich wie Fuchs, nach der Saison kürzertreten – und würde sich natürlich ebenfalls einen Abschied mit der erneuten Meisterschaft wünschen. Eiber sähe auch in einem möglichen Finale gute Karten für den BCB. „Egal, ob Wipperfeld oder Lüdinghausen. Wir müssten uns vor beiden nicht verstecken.“ Davon ist auch Isabel Lohau überzeugt: „Die Titelverteidigung halte ich grundsätzlich für möglich. Wir können das auf jeden Fall schaffen“, sagt die Nationalspielerin, für die es direkt nach dem Final Four zur Individual-Europameisterschaft nach Spanien weitergeht. „Bei uns sind ja einige in der Vorbereitung auf die EM und daher entsprechend in guter Verfassung – wir sind auf jeden Fall bereit.“
Sollte der BCB das Halbfinale gegen Dortelweil gewinnen, ginge es an diesem Samstag um 12 Uhr im Endspiel entweder gegen Hauptrunden-Meister 1.BC Wipperfeld oder den SC Union Lüdinghausen, der sich als Vierter wie Bischmisheim über die Playoffs für das Final Four qualifizierte. Topfavorit auf den Titel ist diesmal Wipperfeld, das sich vor der Runde unter anderem mit dem langjährigen Bischmisheimer Nationalspieler Marvin Seidel verstärkt hat und den Spieß im Vergleich zum Vorjahr umdrehen möchte. Im Juni letzten Jahres hatte Wipperfeld im Endspiel gegen den BCB klar mit 1:4 das Nachsehen. Diesmal soll es für die Oberbergischen definitiv besser laufen – was Bischmisheim aber zu seinem Vorteil nutzen möchte: „Ich glaube, der Druck liegt diesmal nicht ganz so bei uns, sondern eher bei Wipperfeld – und das kann auch mal eine ganz schöne Aufgabe sein. Wir haben auf jeden Fall die nötige Erfahrung, um in Stuttgart zu bestehen. Ich persönlich fühle mich gut und freue mich auf die Spiele“, sagt Michael Fuchs – verbunden mit der Hoffnung, dass einem schönen Geburtstagsgeschenk am Freitag dann am Samstag im großen Finale ein großer Feiertag für die gesamte Mannschaft folgt.