Grenzenloser Jubel nach dem Matchball im Viertelfinale: Mark Lamsfuß und Isabel Herttrich @Mark Phelan (LIVE)

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EM: Lamsfuß/Herttrich sichern Medaille

Um 22.30 Uhr am Freitagabend fielen sich Mark Lamsfuß und Isabel Herttrich im „PALACIO DE DEPORTES Carolina Marin“ in Huelva überglücklich in die Arme: Mit 19-21, 21-10, 21-16 hatten die an Nummer fünf gesetzten Weltranglisten-19. soeben bei den Individual-Europameisterschaften ihr Viertelfinalmatch gegen die Niederländer Jacco Arends/Selena Piek für sich entschieden und durften sich damit über ihre erste Medaille bei Titelkämpfen dieser Art freuen.

Von Claudia Pauli | Redaktion

 

Da der dritte Platz bei der EM nicht ausgespielt wird, ist den Tokio 2020-Kandidaten des Deutschen Badminton-Verbandes im Mixed Bronze garantiert.

"Geil"
, so die erste Reaktion von Isabel Herttrich auf den Erfolg im letzten Spiel des vierten Veranstaltungstages. "Das war ein enges Ding, auf Augenhöhe", fügte die 26-Jährige hinzu. Mark Lamsfuß meinte: "Es war viel schwieriger als beim letzten Mal. Sie waren darauf eingestellt, was wir beim letzten Mal für eine Taktik hatten. Daraufhin mussten wir ein bisschen umstellen. Isabel hat zum Schluss das Ding geregelt. Ich war zum Schluss nicht auf meinem Top-Level."

Erste Mixed-Medaille seit Keck/van den Heuvel im Jahr 1998

Im Februar in der Schweiz - zugleich das zuvor einzige Aufeinandertreffen - konnten die Deutschen in zwei Sätzen gegen Jacco Arends/Selena Piek gewinnen. Mark Lamsfuß und Isabel Herttrich standen in diesem Jahr zum ersten Mal in ihrer Karriere bei einer Individual-EM in der Runde der besten acht Paarungen. Im Spiel um den Einzug ins Finale treffen sie am Samstag auf die topgesetzten Titelverteidiger Chris und Gabrielle Adcock. Die Begegnung mit den Weltranglistenneunten aus England bedeutet eine Premiere im Rahmen eines internationalen Turniers. Dass bei einer Individual-EM im Gemischten Doppel eine Medaille an Deutschland ging, ist bereits 20 Jahre her: Zuletzt holte Michael Keck 1998 in Sofia/Bulgarien an der Seite der Niederländerin Erica van den Heuvel Silber. "Aus meiner Sicht kann man schon jetzt ein positives Fazit ziehen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist bei den jungen Athleten eine enorme Verbesserung erkennbar", sagte DBV-Sportdirektor Martin Kranitz.

In der "Nationenwertung" lag Deutschland in Huelva in Bezug auf die Viertelfinalteilnahmen mit fünf Beteiligungen gemeinsam mit den Niederlanden auf Rang drei hinter Dänemark (zwölf) und England (sieben). Insgesamt waren neun Nationen in der Runde der besten Acht vertreten.

Die weiteren DBV-Asse, die im Viertelfinale standen, konnten allerdings ihre Chance auf einen Medaillengewinn nicht nutzen und schieden nach Niederlagen aus. "Bei dem einen oder anderen Spiel lag es an Kleinigkeiten", so DBV-Sportdirektor Martin Kranitz. Marvin Seidel/Linda Efler (1. BC Saarbrücken-Bischmisheim/SC Union Lüdinghausen) hatten in ihrem - ebenfalls ersten - EM-Viertelfinalmatch den Gewinn des ersten Satzes sozusagen schon auf dem Schläger, mussten den Durchgang schließlich aber noch mit 24-22 ihren Kontrahenten Marcus Ellis/Lauren Smith überlassen. Den zweiten Satz dominierten die Weltranglisten-26. aus England von Beginn an, sodass sie nach einer Spielzeit von 38 Minuten den Einzug ins Halbfinale und den damit verbundenen Medaillengewinn bejubeln durften (24-22, 21-13).

"Im ersten Satz haben wir es gut gemacht. Das war ein '50:50-Ding'. Am Ende haben wir evtl. ein bisschen zu hart gespielt. Ein paar Varianten mehr wären evtl. besser gewesen. Im zweiten Satz merkte man einfach, dass sie die besseren Spieler sind. Wenn man dreimal hintereinander in zwei Sätzen gegen ein Paar verliert, scheint dieses ein paar Qualitäten zu haben, die wir noch nicht haben"
, meinte Marvin Seidel selbstkritisch. Die bei der EM an Position sieben notierten Deutschen (Weltranglistenplatz 23) unterlagen Marcus Ellis/Lauren Smith bereits im Februar in der Schweiz und im März im Rahmen der YONEX German Open in Mülheim an der Ruhr in zwei Durchgängen.

Marvin Seidel: "Wir starten durch dieses Jahr, wenn wir so weiterspielen!"


Das Herrendoppel Mark Lamsfuß/Marvin Seidel (1. BC Wipperfeld/1. BC Saarbrücken- Bischmisheim; Weltranglistenplatz 32) war in die Begegnung mit den an Nummer zwei gesetzten Weltranglistensechsten Mads Conrad/Mads Kolding aus Dänemark ebenfalls furios gestartet: Mit 21-13 entschieden die an Position acht notierten DBV-Asse den ersten Satz für sich, sie mussten sich den Europameistern von 2016 und amtierenden Vizeeuropameistern letztlich aber mit 21-13, 15-21, 18-21 geschlagen geben. "Sie haben irgendwann damit angefangen, einen sehr flachen Aufschlag reinzuspielen. So spielt man eigentlich nicht. Wenn einer das braucht, ist es eigentlich ein Zeichen dafür, dass wir besser waren", sagte Mark Lamsfuß unmittelbar nach der Partie. Marvin Seidel blickte trotz der soeben erfahrenen Enttäuschung optimistisch nach vorn: "Wir starten durch dieses Jahr, wenn wir so weiterspielen!" Ihr bis dato einziges Match gegen Mark Lamsfuß/Marvin Seidel hatten Mads Conrad/Mads Kolding exakt ein Jahr zuvor bestritten: Am 27. April 2017 - im Achtelfinale der Individual- Europameisterschaften im dänischen Kolding - gewannen sie gegen die Deutschen in zwei Sätzen. Auch Mark Lamsfuß/Marvin Seidel schafften es 2018 zum ersten Mal bei einer Veranstaltung dieser Art in die Runde der besten acht Duos. DBV-Sportdirektor Martin Kranitz meinte zu ihrer Viertelfinalpartie: "Mark und Marvin haben ein sehr hochklassiges Spiel gezeigt. Im Spiel waren sie eigentlich besser als die Dänen. Entscheidend waren aus meiner Sicht zwei Dinge: im zweiten Satz die sehr flachen Aufschläge der Dänen, die vom Aufschlagrichter akzeptiert wurden, und im dritten Satz die etwas zu hohe Fehlerquote von Mark und Marvin."

Josche Zurwonne: "Riesen-Enttäuschung"

Die Deutschen Meister in dieser Disziplin, Jones Jansen/Josche Zurwonne (1. BC Wipperfeld/SC Union Lüdinghausen), hatten in diesem Jahr zum zweiten Mal nach 2017 die Chance, das EM- Halbfinale zu erreichen und sich somit Edelmetall zu sichern. Doch erneut war ihnen dies nicht vergönnt: Die Weltranglisten-27. verloren als Nummer sieben der Setzliste ihr Viertelfinalmatch gegen Robin Tabeling/Jelle Maas (Weltranglistenplatz 38) mit 19-21, 13-21. "Bei so einer Auslosung die Medaille nicht nach Hause zu bringen, ist eine Riesen-Enttäuschung", so Josche Zurwonne. Der 29-Jährige gratulierte zugleich der Konkurrenz: "Die Niederländer haben sehr gut gespielt." Im direkten Vergleich glichen Robin Tabeling/Jelle Maas damit zum 1:1 aus.

Im Dameneinzel musste Yvonne Li (SC Union Lüdinghausen; Weltranglistenplatz 83) - trotz einer starken kämpferischen Leistung - am vierten Veranstaltungstag eine 26-28, 12-21-Niederlage gegen die an Position drei notierte Dänin Mia Blichfeldt (Weltranglistenplatz 20) hinnehmen. "Sie hat ein hohes Tempo gespielt und wenige Fehler gemacht, sodass ich lange für den Punkt arbeiten musste. Ich glaube, am Ende hat das es ausgemacht. Besonders im zweiten Satz habe ich zu viele Fehler gemacht", analysierte die 19-Jährige nach dem ersten EM-Viertelfinale in ihrer Karriere. Die Deutsche Vizemeisterin ärgerte sich nicht zuletzt auch über die vergebenen Satzbälle im ersten Durchgang: "Im ersten Satz war ich kurz davor, den Satz zu gewinnen. Am Ende habe ich zwei einfache Fehler gemacht - da habe ich zu schnell Punkte machen wollen." Mia Blichfeldt verzeichnete somit im insgesamt vierten Aufeinandertreffen mit Yvonne Li den dritten Sieg.

Weiterführende Links

Mark Lamsfuß und Isabel Herttrich ziehen ins Halbfinale ein

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