60 Athletinnen und 60 Athleten aus 31 Nationen haben sich für die Paralympics in der französischen Hauptstadt qualifiziert. Ausgetragen werden vom 29. August bis zum 2. September 2024 Wettbewerbe in 16 Disziplinen – zwölf in den Einzeldisziplinen und vier in den Doppeldisziplinen.
Dreimal Herreneinzel, einmal Herrendoppel
Aus Deutschland lösten drei Athleten das Ticket für die erst zweiten Para Badmintonwettbewerbe in der Geschichte im Rahmen der Paralympics: Marcel Adam darf bei dem Multisportevent im Herreneinzel SL 4 aufschlagen, Thomas Wandschneider geht im Herreneinzel WH 1 an den Start, Rick Hellmann (alle VfL Grasdorf) spielt im Herreneinzel WH 2 um eine vordere Platzierung und gemeinsam hoffen Rick Hellmann und Thomas Wandschneider im Herrendoppel WH 1-WH 2 auf eine Medaille.
Die Nominierung für die Paralympischen Spiele erfolgte im Juli 2024 durch den Deutschen Behindertensportverband (DBS). Während der 60 Jahre alte Thomas Wandschneider schon 2021 in Japans Hauptstadt Tokio dem deutschen Paralympics-Team angehörte und somit in diesem Jahr zum zweiten Mal bei dem Großereignis dabei ist, feiern der 29 Jahre alte Marcel Adam und der 36 Jahre Rick Hellmann in Paris ihre paralympische Premiere. Die Sportart Para Badminton zählte vor drei Jahren erstmalig bei den Paralympics zum offiziellen Wettkampfprogramm.
Erst Gruppenphase, dann K.-o.-Runde
Auch bei den Paralympischen Spielen wird zunächst eine Vorrunde ausgetragen, ehe es im K.-o.-System weitergeht. Während im Herreneinzel SL 4 und im Herreneinzel WH 2 vier Dreier-Gruppen eingerichtet sind, existieren im Herreneinzel WH 1 drei Dreier-Gruppen und im Herrendoppel WH 1-WH 2 zwei Vierer-Gruppen.
Dies hat zur Folge, dass Marcel Adam und Rick Hellmann nach Abschluss der Vorrunde Tabellenplatz eins in ihrer jeweiligen Vorrundengruppe belegen müssen, um sich für die K.-o.-Runde zu qualifizieren. Diese beginnt in den beiden Disziplinen mit dem Halbfinale.
Im Herreneinzel WH 1 hingegen startet die K.-o.-Runde mit dem Viertelfinale, sodass Thomas Wandschneider die Gruppenphase auf Tabellenplatz eins oder zwei beenden muss, um im Wettbewerb zu verbleiben. Auch im Herrendoppel WH 1-WH 2 kommen diejenigen auf Tabellenplatz eins und Tabellenplatz zwei weiter – sie stehen dann allerdings bereits im Halbfinale. Wie bei den Olympischen Spielen wird ein „kleines Finale“ ausgetragen, sodass der Einzug in die Runde der besten Vier nicht gleichbedeutend mit dem Gewinn einer Medaille ist.
Hochkarätige Gegner
Der aktuelle EM-Dritte Marcel Adam (Weltranglistenplatz 10) trifft in der Vorrundengruppe C auf den amtierenden Vizeweltmeister Fredy Setiawan aus Indonesien (Weltranglistenplatz 3; Setzplatz 3) und Chigozie Jeremiah Nnanna aus Nigeria (Weltranglistenplatz 17).
„Marcel Adam hat eine schwere Gruppe bekommen. Gegen den Nigerianer hat er in diesem Jahr zweimal gespielt und einmal in drei Sätzen gewonnen und einmal in zwei Sätzen verloren. Somit ist die Chance 50:50. Allerdings würde dann noch der Sieg gegen den gesetzten Indonesier fehlen, sodass er für ihn schwer wird, aus der Gruppe zu kommen. Aber wir schauen mal, was hier möglich ist“, meint Christopher Skrzeba, der Chef-Bundestrainer Para Badminton im Deutschen Badminton-Verband (DBV), zur Auslosung im Herreneinzel SL 4.
Der aktuelle Europameister Thomas Wandschneider (Weltranglistenplatz 5) führt als Nummer zwei der Setzliste die Vorrundengruppe C an und muss sich in dieser mit dem amtierenden Vizeeuropameister David Toupé aus Frankreich (Weltranglistenplatz 8) sowie dem amtierenden WM-Dritten Yang Tong aus China (Weltranglistenplatz 10) auseinandersetzen.
„Thomas Wandschneider hat den zweiten Chinesen und den Franzosen in seiner Gruppe. Das ist so erst einmal in Ordnung und er wird meiner Meinung nach auch weiterkommen. Gegen den Franzosen hat er über Jahre nicht verloren, ihn sogar deutlich geschlagen – das sollte klappen. Gegen den Chinesen hat er im vergangenen Jahr in Dubai in zwei Sätzen verloren, das wird also hart“, so Christopher Skrzeba.
Rick Hellmann (Weltranglistenplatz 7), der ebenfalls 2023 EM-Gold holte, spielt derweil in der Vorrundengruppe C gegen den amtierenden Vizeweltmeister Yu Sooyoung aus Korea (Weltranglistenplatz 4) und den aktuellen WM-Dritten Mai Jian Peng aus China (Weltranglistenplatz 12) um das Ticket für die K.-o.-Runde.
„Rick Hellmanns Auslosung ist mittelmäßig bis eher schlecht. Gegen den Chinesen hat er vor einem halben Jahr in Thailand bei den Weltmeisterschaften gespielt und knapp in drei Sätzen verloren. Meiner Meinung nach kann er ihn aber schlagen. Der Koreaner ist auch erst einmal ein ‚Brett‘. Insgesamt ist die Gruppe schwer und wenn man daraus als Gruppenerster hervorgehen muss, wird es natürlich nicht leichter“, sagt der Chef- Bundestrainer Para Badminton im DBV.
Das Herrendoppel Rick Hellmann/Thomas Wandschneider (Weltranglistenplatz 4), das bei den Para Badminton-Weltmeisterschaften 2022 sowie bei den European Para Championships 2023 die Goldmedaille gewann, steht in der Vorrundengruppe B den Weltranglistenzweiten Noor Azwan Noorlan/Muhammad Ikhwan Ramli aus Malaysia (Setzplatz 2), den Weltranglistendritten Mai Jian Peng/Qu Zi Mo aus China und Daiki Kajiwara/Hiroshi Murayama aus Japan (Weltranglistenplatz 8) gegenüber.
„Das Rolli-Doppel hat auch keine gute Auslosung bekommen: Es hat die amtierenden Weltmeister aus China sowie die Vizeweltmeister aus Malaysia in der Gruppe. Die Malaysier sehen wir allerdings als absolut machbar an. Darüber hinaus wurde das japanische Topdoppel mit reingelost. Gegen dieses haben wir zuletzt in Schottland gespielt und ein gutes Spiel gemacht, in welchem schon viele Dinge, die wir trainiert hatten, umgesetzt wurden. Da es eben noch nicht optimal war, haben wir in zwei Sätzen verloren – jetzt wollen wir natürlich gegen sie gewinnen. Wir glauben, dass wir die vergangenen Monate nach Schottland genutzt haben, um ums noch einmal eine Stufe weiterzuentwickeln. Aber am Ende werden wir dies sehen, wenn es hier auf das Parkett geht und wir abliefern müssen“, blickt Christopher Skrzeba voraus.
Generell, insbesondere in den engen Matches, spiele durchaus auch die Tagesform eine Rolle, meint der Chef-Bundestrainer Para Badminton im DBV. Entscheidend sei nicht zuletzt, wie die Athleten mit der Atmosphäre in der Halle zurechtkommen. „Denn so, wie es jetzt vermutlich in Paris sein wird, haben wir es alle noch nicht im Para Badminton kennengelernt“, ist Christopher Skrzeba gespannt auf die Wettbewerbe vor Tausenden Zuschauerinnen und Zuschauern.