Fabian Roth ist Realist. "Vielleicht kommt Bielefeld noch ein bisschen zu früh", sagt der Badminton-Nationalspieler vom 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim. Zu früh, um in dieser Woche in Bielefeld seinen deutschen Meistertitel im Herreneinzel zu verteidigen. Schließlich stand der 22-Jährige am vergangenen Sonntag erstmals seit Monaten wieder in einem Wettkampf auf dem Feld. Im Bundesligaspiel gegen den TSV Trittau steuerte Roth in der Joachim-Deckarm-Halle einen Punkt zum schwer erkämpften 4:3-Sieg des Tabellenführers bei. "Das war ein guter Einstand für mich nach vier Monaten Pause. Natürlich fehlt mir noch ein wenig die Matchpraxis", erzählt Roth.
Matchpraxis, die er ab heute in Bielefeld weiter ausbauen will. An diesem für ihn bedeutsamen Ort, wo er vor genau einem Jahr erstmals deutscher Einzelmeister bei den Aktiven wurde. Damals trug Roth noch das Trikot des TV Refrath und traf im Finale auf Marc Zwiebler, Deutschlands lebende Einzel-Legende und Nummer eins des BCB. Roth bezwang den deutschen Rekordmeister (neun Titel), viele sprachen damals von einer Wachablösung. Und auch der Wechsel im Sommer zum BCB, um dort Zwieblers Nachfolger zu werden, war folgerichtig.
Doch dann hakte es plötzlich bei dem hoch veranlagten gebürtigen Karlsruher - körperlich. Der Rücken zwickte. Erst verhalten, dann immer schlimmer. Eine Bandscheibe. "Sowas zieht sich", erzählt Roth, "ich habe viel Aufbautraining gemacht, viel Kraft zugelegt." Geduld war gefragt - eine Eigenschaft, die sich Roth seit einer zehnmonatigen Zwangspause 2015/2016 wegen Hüftproblemen zwangsweise hat aneignen müssen. Ein Versuch, Mitte Oktober bei den Denmark Open wieder einzusteigen, kam zu früh. Gegen den starken Wing Ki Vincent Wong aus Hongkong, die Nummer 14 der Welt, zeigte Roth sein Potenzial, aber danach zwickte der Rücken wieder. Also wieder Pause - bis zum vergangenen Sonntag.
Seit Januar trainiert Roth wieder auf dem ganzen Feld. Die DM in Bielefeld kommt angesichts seiner Spielstärke und der in den ersten Runden wohl doch eher überschaubaren nationalen Konkurrenz gerade recht. "Ich fahre ohne Erwartungen zur DM", sagt Roth, "ich will schauen, dass ich so viele Spiele wie möglich machen kann."
Im Idealfall werden es fünf - und wenn er alle gewinnt, dann hat er seinen Titel erstmals verteidigt.