Martin Kranitz (Foto: Team Deutschland / picture alliance).

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„Das ‚Deutsche Haus‘ ist schon cool!“

Olympische Spiele 2024: Claudia Pauli sprach in Paris mit Teilmannschaftsleiter Martin Kranitz.

Von Claudia Pauli

 

badminton.de: „Herr Kranitz, die wievielten Olympischen Spiele sind es in diesem Jahr für Sie?“

Martin Kranitz: „Die fünften: Ich war zum ersten Mal 2008 in Peking als Teilmannschaftsleiter Badminton dabei. 2004 in Athen bin ich zwar auch mitgefahren, aber da als Unterstützer.“

badminton.de: „Welche Aufgaben haben Sie als Teilmannschaftsleiter?“

Martin Kranitz: „Das sind etliche … Ich übernehme praktisch die komplette Organisation bzw. Steuerung für unser Team. Es ist enorm, wie viele organisatorische Dinge bei einer solchen Veranstaltung anfallen – es gibt sehr vieles, um das man sich kümmern muss. Ich melde z. B. unsere Trainingszeiten an, schaue, dass es mit dem Transport klappt, tausche die offizielle Kleidung um, wenn doch mal eine Größe nicht passt, und muss die zahlreichen Infos, die wir jeden Tag erhalten, kanalisieren und innerhalb unseres Teams weitergeben. So haben wir z. B. für heute seitens des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) die Information erhalten, dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser das deutsche Team im olympischen Dorf besucht, und wurden angefragt, ob wir dafür Athleten abstellen können. Auch Sicherheitsinformationen, die wir erhalten, gebe ich an das Team weiter. Wenn sich kurzfristig im Team etwas ändert, muss ich mich um die Akkreditierung für die betreffende Person kümmern, um deren Transport und mitunter auch um Tickets für die Wettbewerbe. Denn z. B. mit einer P-Akkreditierung hat man keinen Zutritt zu den Wettbewerben.“

badminton.de: „Der Däne Mads Conrad, der ursprünglich mit einer solchen mit einer P-Akkreditierung ausgestattet und als Trainingspartner mit in Paris sein sollte, kann nun doch nicht dabei sein. Wie kam es dazu?“

Martin Kranitz: „Er musste aus familiären Gründen kurzfristig für Paris absagen. Dafür haben wir Moritz Anderten, unseren Verbandspsychologen, nachakkreditiert. Er wäre ohnehin hier gewesen – für Judo. Nun setzen wir ihn auch für uns ein, das passt ganz gut.“

badminton.de: „Sie hatten das Glück, auch an der Eröffnungsfeier teilnehmen zu dürfen. Wie hat Ihnen die Veranstaltung gefallen?“

Martin Kranitz: „Dass wir alle acht auf dem Boot mitfahren durften, war schon ein tolles Erlebnis! Die Spieler haben den ‚Fast Pass‘ genutzt, sodass es für sie nicht anstrengend war. Der Teil bei Trocadéro war unglaublich – aber auch nass … Interessant ist auch, dass man als Teilnehmer zwar alles sieht, aber nichts hörst – d. h., man bekommt die Hintergründe, die Stories dazwischen und welche Personen gerade etwas machen, nicht mit. Die Lasershow war schon toll, wenn man direkt am Eiffelturm steht!“

badminton.de: „Ich vermute, man kann die Olympischen Spiele nie miteinander vergleichen?“

Martin Kranitz: „Jede Veranstaltung hat ihre Eigeneinheiten, eine eigene Handschrift. Hier z. B. liegt das Dorf sehr schön und ist sehr schön gemacht. Der Transport ist immer ein Thema, denn oftmals kennen sich die Busfahrer nicht aus und fahren mitunter in die falsche Richtung. Genauso kommt es vor, dass man in der Mensa länger in der Schlange steht, als man gedacht hat. Man muss einfach Zeit für alles einplanen. Solch ein Event bedeutet ja auch eine Riesen-Organisation!“

badminton.de: „Besonders ist natürlich in diesem Jahr auch, dass das ‚Deutsche Haus‘ in einem Rugby-Station untergebracht ist …“

Martin Kranitz: „Das ‚Deutsche Haus‘ ist schon cool! Das war eine tolle Idee, ein Stadion dafür anzumieten. Man hat riesig viel Platz und der DOSB hat alles sehr aufwendig gestaltet. So war in dem Stadion z. B. eigentlich ja alles rosa, weil das die Vereinsfarben des Rugby-Vereins sind. Das musste alles in Schwarz-Rot-Gold umgewandelt werden. Wir waren schon zweimal zur Vorbereitung im Performance Hub im ‚Deutschen Haus‘. Dort hat man einen Fitnessbereich, einen Erholungsbereich, einen Ruheraum, eine Lounge, ein Kälte- und ein Wärmebecken etc. Das ist ganz toll – man hat sozusagen einen kompletten Rehabereich. Die Tennisspieler sind ja direkt nebenan in Roland Garros aktiv. Sie haben auch schon viel Gebrauch davon gemacht.“

badminton.de: „Anders als in früheren Jahren müssen alle Beteiligten nach dem Ende ihres Wettkampfes relativ schnell das olympische Dorf verlassen …“

Martin Kranitz: „Ja, die Trainer 48 Stunden nach dem Wettkampf und die Spieler und Betreuer 72 Stunden nach dem Wettkampf. Die Akkreditierung der Spieler gilt aber weiterhin, sodass sie sich theoretisch eine andere Unterkunft suchen könnten, um z. B. bis zur Schlussfeier zu bleiben. Oder sie kommen dafür wieder.“

badminton.de: „Wie sind Sie eigentlich im olympischen Dorf untergebracht?“

Martin Kranitz: „Ich belege mit Chef-Bundestrainer Hannes Käsbauer ein Doppelzimmer in einem 8er-Apartment mit Judoka und Basketballern. Jeppe Ludvigsen übernachtet – wie Moritz Anderten – im Hotel. Der DOSB hat vom Organisationskomitee nicht genügend Zimmer zur Verfügung gestellt bekommen, sodass einige Personen woanders übernachten müssen.“

badminton.de: „Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin eine gute Zeit in Paris!“

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Olympische Spiele

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