5:16, 11:19 lagen die Deutschen Meister im dritten Satz ihrer Achtelfinalpartie gegen die an Position fünf notierten Thailänder Bodin Isara/Savitree Amitrapai (Weltranglistenplatz 14) bereits hinten. Doch die Weltranglisten-112., die erst seit einigen Monaten eine Mixed-Paarung bilden, schafften es, mit einem sensationellen "Endspurt" das Match noch zu drehen und letztlich mit 14:21, 21:18, 23:21 ins Viertelfinale einzuziehen. "Das war schon ein Spiel, in dem man sich manchmal unwohl fühlt, weil die beiden sehr unangenehm zu spielen sind. Aber wir haben immer daran geglaubt - und, ich glaube, irgendwann die Zuschauer auch", sagte Carla Nelte überglücklich.
Die Studentin hat damit am Freitag gleich zwei Chancen, bei dem Turnier der Kategorie Grand Prix Gold die Vorschlussrunde zu erreichen. Schließlich gewann sie wenige Stunden zuvor - an der Seite von Isabel Herttrich (1. BC Saarbrücken-Bischmisheim) - schon im Damendoppel ihr Achtelfinalspiel. Der 24-jährige Raphael Beck meinte strahlend: "Es hat einfach wahnsinnig Spaß gemacht, vor der Kulisse zu spielen. Wir haben Punkt für Punkt gedacht. Ich freue mich auf morgen - auf ein weiteres Top-Spiel!"
Nächste Gegner der Asse des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) sind die Weltranglistensiebten Chris und Gabrielle Adcock (Setzplatz 3). Raphael Beck und Carla Nelte dürfen sich in Mülheim an der Ruhr erstmals in ihrer Karriere im Rahmen eines Turniers mit den Engländern messen. Die Begegnung wurde zum "Match of the Day" des 4. Veranstaltungstages deklariert und ist das siebte Spiel auf Court 1.
Auch die nationalen Champions im Damendoppel boten am Donnerstag eine starke Leistung: Isabel Herttrich und Carla Nelte, die in der Weltrangliste derzeit Platz 57 belegen, setzten sich mit 21:18, 8:21, 21:17 gegen die an Position eins notierten Japanerinnen Kurumi Yonao/Naoko Fukuman (Weltranglistenplatz 8) durch. "Ich bin gesundheitlich ein wenig angeschlagen und jetzt einfach nur kaputt - und glücklich", meinte die 26 Jahre alte Carla Nelte nach der Achtelfinalpartie mit heiserer Stimme. Die 24-jährige Isabel Herttrich analysierte: "Oft ist es gegen Japanerinnen so, dass man sie im ersten Satz etwas überraschen kann. Dann wird es aber hinten raus eng. Glücklicherweise konnten wir uns im dritten Satz gut fangen. Wir haben alles reingegeben, es hat zum Glück gereicht." In der Runde der besten acht Damenduos stehen Isabel Herttrich und Carla Nelte Hsu Ya Ching/Wu Ti Jung aus Taiwan (Weltranglistenplatz 43) gegenüber. Diese Begegnung bedeutet für sie ebenfalls eine Premiere im Rahmen eines Turniers.
Yvonne Li trotz Niederlage mit Abschneiden bei YGO zufrieden
Für Yvonne Li (SC Union Lüdinghausen) sind die YONEX German Open 2017 zwar seit Donnerstagnachmittag beendet, die 18-Jährige zeigte sich unmittelbar nach ihrem letzten Auftritt bei den 60. Internationalen Badmintonmeisterschaften von Deutschland dennoch zufrieden: "Ich nehme aus der Woche in jedem Fall viele Erfahrungen mit. Zum ersten Mal bei so einem großen Turnier zu spielen und dann auch noch so weit zu kommen, ist toll. Es hat mir viel Spaß gemacht", meinte die viermalige DM-Dritte im Dameneinzel nach ihrer 8:21, 19:21-Niederlage im Achtelfinale gegen die an Nummer acht gesetzte Japanerin Ayumi Mine (Weltranglistenplatz 21).
Die dreifache Deutsche U19-Meisterin von 2017, die in der Weltrangliste bereits an Position 107 geführt wird, ergänzte: "Im ersten Satz habe ich gleich gemerkt: Da muss man ganz schön arbeiten ... Sie hat kaum Fehler gemacht, das war beeindruckend. Im zweiten Satz konnte ich mein Spiel etwas umstellen: Ich habe die Bälle häufiger getroffen, wie ich es wollte. Gleichzeitig hat sie mehr Fehler gemacht, sodass ich mich halb ran gekämpft habe - aber eben nur halb." Allerdings: "Spiele auf diesem Niveau helfen einem sehr weiter - zum einen badmintonmäßig, aber auch erlebnismäßig", so die Europameisterin von 2014 im Mädcheneinzel U17, die von den Sportfans in der innogy Sporthalle an allen Veranstaltungstagen begeistert empfangen wurde. "Wenn man merkt, dass die Zuschauer einen anfeuern, kämpft man noch mehr - damit man dem Publikum etwas zurückgeben kann."
Das indonesisch-deutsche Herrendoppel Jones Ralfy Jansen/Josche Zurwonne (1. BC Wipperfeld/SC Union Lüdinghausen) konnte der Niederlage, die es in der Runde der besten 16 Paarungen erlitt, ebenfalls durchaus Positives abgewinnen: "Wir hatten leider nicht ganz das Level wie gestern. Unsere Gegner haben es sehr gut gemacht. Unser Spiel war aber in Ordnung, es waren gute Sachen dabei. Darauf lässt sich aufbauen", meinte der 27-jährige Josche Zurwonne. Die Weltranglisten-35. verloren ihr erstes Aufeinandertreffen mit den in Mülheim an der Ruhr an Nummer vier gesetzten Vize-Europameistern Kim Astrup/Anders Skaarup Rasmussen aus Dänemark mit 22:24, 13:21.
Lamsfuß/Herttrich: "Können uns nichts vorwerfen"
Eine hoch spannende Partie lieferten sich einige Stunden später Mark Lamsfuß/Isabel Herttrich (1. BC Wipperfeld/1. BC Saarbrücken-Bischmisheim) mit ihren asiatischen Gegnern: Die Deutschen Vizemeister im Mixed lagen in der Begegnung mit den Silbermedaillengewinnern der Olympischen Spiele 2016, Chan Peng Soon/Goh Liu Ying (Setzplatz 2), im entscheidenden Durchgang schon mit 11:17 hinten, starteten dann aber eine furiose Aufholjagd, die ihnen ein 20:20 und kurz darauf ein 21:21 bescherte. Letztlich mussten sich die Weltranglisten-38. aus Deutschland den malaysischen Weltranglistenachten mit 15:21, 21:16, 21:23 geschlagen geben.
"Wir haben ein gutes Spiel gemacht und können uns daher nichts vorwerfen. Es tut trotzdem weh, wenn man am Ende so knapp verliert", zog Isabel Herttrich im On-Court-Interview ein erstes Fazit. "Die Kulisse war wahnsinnig - Gänsehaut pur. Ich habe am Anfang nicht richtig ins Spiel gefunden, das war schade. Am Ende lief es besser, aber es hat leider nicht gereicht", so Mark Lamsfuß. Der 21-Jährige und Isabel Herttrich standen Chan Peng Soon/Goh Liu Ying erstmals in ihrer Karriere anlässlich eines Turniers gegenüber.
Fabian Roth hatte Sieg auf dem Schläger
In einem der letzten Spiele des 3. Veranstaltungstages hatte Fabian Roth (TV Refrath) den Sprung in die Runde der besten acht Herren ebenfalls gewissermaßen auf dem Schläger. Doch nach einer Spielzeit von 57 Minuten und einem 21:10, 19:21, 16:21 musste der 21 Jahre alte Deutsche Meister dem Japaner Takuma Ueda (Weltranglistenplatz 44) zum Weiterkommen gratulieren. "Das war eine gute Chance, ins Viertelfinale einzuziehen. Ich werde das Spiel in den nächsten Tagen analysieren und im nächsten Jahr zurückkommen und es wieder versuchen", sagte der U19-Europameister von 2013, der sich bereits auf Rang 55 der Weltrangliste vorgearbeitet hat, unmittelbar nach der verlorenen Partie - dem "Match of the Day" - enttäuscht.