Bald in Diensten des 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim: Stine Küspert (Foto: BadmintonPhoto).

Bundesliga

BL: Küspert wechselt nach Bischmisheim

Badminton-Bundesligist 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim sichert sich mit Stine Küspert von Blau-Weiß Wittorf ein hoffnungsvolles Talent.

Von David Benedyczuk

 

Es ist schon eine Art Kulturschock: Der Umzug von der Elbmetropole Hamburg ins vergleichsweise beschauliche Saarbrücken. "Wenn man aus der Großstadt kommt, ist es sicher ein bisschen was anderes. Es geht hier deutlich ruhiger zu", sagt Stine Küspert. Für die 19-Jährige (24. Juli wird sie 20) beginnt mit dem Wechsel zum amtierenden deutschen Badminton-Mannschaftsmeister 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim ein neuer Lebensabschnitt. Im Saarland möchte die gebürtige Bremerin die nächsten Schritte hin zu ihrem großen Ziel im Badminton-Sport vollziehen: "Mein Traum ist es, irgendwann mal bei Olympia zu spielen", macht Küspert keinen Hehl aus ihren sportlichen Ambitionen. In der saarländischen Landeshauptstadt sieht die Doppelspezialistin dafür die besten Voraussetzungen, denn am Saarbrücker Olympia-Stützpunkt ist die Trainingsgruppe der besten deutschen Doppelspieler angesiedelt. Nach ihrem Abitur in diesem Jahr war es für sie der richtige Zeitpunkt, die norddeutsche Heimat zu verlassen, um im Saarland ein neues Kapitel aufzuschlagen. An der Saarbrücker Hermann-Neuberger-Sportschule hat Küspert ihr Zimmer im Haus der Athleten bezogen. Ab Oktober beginnt sie an der nahegelegenen Universität zudem ein Studium im Fach Psychologie.

"Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe und neue Erfahrungen", sagt Küspert: "Die Leute hier haben mich sehr gut aufgenommen, ich finde es cool. Außerdem freut es mich, einen Verein zu haben, der voll hinter mir steht und auf mich baut. Das gibt mir ein gutes Gefühl und motiviert mich umso mehr." Beim 1.BC Saarbrücken-Bischmisheim, der im vergangenen April zum insgesamt neunten Mal die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewann, soll sie zunächst sowohl in der ersten als auch in der zweiten Mannschaft in Liga zwei zum Einsatz kommen. Erfahrungen im deutschen Oberhaus hat sie bereits in der Vorsaison bei Blau-Weiß Wittorf-Neumünster gesammelt. Für den Aufsteiger kam Küspert in der abgelaufenen Spielzeit in 38 Bundesliga-Partien zum Einsatz. Und wie so oft war aller Anfang nicht leicht: Im Dameneinzel gewann sie nur drei von 17 Partien, im Damendoppel gab es immerhin sieben Siege in 19 Partien und im gemischten Doppel einen Erfolg und eine Niederlage. Doch das soll schon bald ganz anders aussehen: Wenn Küspert nach ihrem Umzug nach Saarbrücken sagt, sie müsse sich in der neuen Umgebung erst mal richtig eingewöhnen, so gilt das eben auch für die Bühne 1. Bundesliga.

Dass sie das Zeug hat, um sich zeitnah als Spitzenspielerin der Liga zu etablieren, darauf deuten Küsperts große Erfolge auf Nachwuchsebene hin. Begonnen hat sie beim 1. Bremer Badminton-Club: "So richtig habe ich mit acht, neun Jahren angefangen. Allerdings habe ich auch schon als kleines Kind häufiger zum Schläger gegriffen. Mein Papa und mein älterer Bruder spielen auch Badminton, da bin ich früher immer mitgekommen und so letztlich beim Badminton gelandet", erzählt Küspert, die längere Zeit auch noch als Leichtathletin unterwegs war. "Mit 13 Jahren musste ich mich dann entscheiden, welchen Sport ich weiter ausüben möchte - und entschied mich für Badminton." Schon früh pendelte sie von Bremen nach Hamburg, um am dortigen DBV-Nachwuchsstützpunkt zu trainieren. Mit 13 Jahren wechselte Küspert an die Eliteschule des Sports nach Hamburg. Mit vierzehneinhalb kam sie im Internat des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) unter und war damit ganz von Zuhause weg. Auf dem Badminton-Court wurde sie dagegen mit jedem Jahr mehr und mehr heimisch. Im zarten Alter von 15 Jahren debütierte sie 2015 bereits bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven. Im September des Jahres gab sie mit 16 Jahren ihren Einstand in der 2. Bundesliga für Neumünster (16 Einsätze mit 7:9-Bilanz).

Als bisher größten sportlichen Erfolg nennt Küspert zum einen den Gewinn der Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften 2019 in Bielefeld, wo sie mit Annabella Jäger, die auch bei internationalen ihre Partnerin ist, im vergangenen Februar erst im Halbfinale gestoppt wurde. Den anderen persönlich größten Coup landete Küspert im Dameneinzel der U19-Titelkämpfe 2018, als sie sich in Gera zur Deutschen Meisterin in dieser Altersklasse kürte. Dabei war die Norddeutsche schon länger darauf eingestellt, sich eher den Doppelvarianten im Badminton-Sport zu widmen. "Mit 15 Jahren habe ich für mich selbst festgestellt, dass mir das Doppel mehr Spaß macht. Ich finde es einfach besser, als Team zusammen für den Erfolg zu kämpfen", sagt Küspert. Das wird sie künftig auch auf internationaler Bühne verstärkt tun: "Seit ich aus der Jugend raus bin, sind die internationalen Turniereinsätze deutlich mehr geworden. Für das kommende Halbjahr sind neun Teilnahmen bei Turnieren geplant - überall in Europa: In der Ukraine, Italien und Holland beispielsweise", erläutert Küspert. Ein besonderer internationaler Einsatz stand für sie allerdings ausgerechnet in ihrer Heimatstadt auf dem Programm: Im September 2018 gab Küspert im Rahmen eines Ländervergleichs mit den Niederlanden ihr Debüt für die deutsche Nationalmannschaft. "Das war auf jeden Fall sehr beeindruckend, zumal die Partie im Bremer Metropoltheater und damit an einem nicht alltäglichen Ort stattfand. Viele Freunde und Bekannte von mir waren dabei - ich hoffe natürlich, dass es nicht mein letzter Auftritt im Nationalteam war", sagt Küspert, die damals an der Seite von Eva Janssens mit einem Sieg im Damendoppel debütierte.

Damit dann tatsächlich weitere Nominierungen folgen, absolviert Küspert Woche für Woche ein straffes Trainingspensum: Neun Einheiten, insgesamt über 22 Stunden wöchentlich. Nimmt man die Einsätze bei Turnieren hinzu, ist klar, dass nicht viel Zeit für andere Dinge bleibt. Probleme damit, aus dem Koffer zu leben, hat sie allerdings nicht: "Ich finde Reisen sowieso toll", bekräftigt der Bischmisheimer Neuzugang. Wohin die Reise mit dem BCB gehen wird, bleibt vorerst abzuwarten. Aus einem macht Stine Küspert aber keinen Hehl: Sie möchte mithelfen, dass es im vergleichsweise beschaulichen Saarbrücken dann zumindest bei weiteren Meistersausen wieder hoch hergeht.

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