Bei insgesamt 14 verschiedenen Badminton-Turnieren ist sie in 2016 angetreten - inklusive der Europameisterschaften und der Olympischen Spiele. Meistens zusammen mit ihrem Mixedpartner Michael Fuchs, aber auch im Damendoppel. Ihr Fazit: "Das war viel, und ich muss sagen, dass ich mental einfach völlig fertig war. Es war ein unglaublich anstrengendes Jahr." Mit vielen Tiefen und leider nicht so vielen Höhen. Manchmal wusste sie beim Aufwachen nicht, in welchem Land sie gerade war. Ein Leben aus dem Koffer war ihr Alltag.
"Der Spaß kam zum Glück bei Olympia zurück", sagt die mittlerweile 32-Jährige. Der Spaß habe bei vielen Turnieren gefehlt. Das sei sehr schade gewesen. Riesig war der Druck, die Qualifikation für die Spiele in Rio zu schaffen. Zugleich ist das Erreichen der Rio-Quali für die erfolgreiche Badmintonspielerin die schönste Erinnerung an das jetzt zu Ende gehende Jahr 2016. Und was fällt ihr auf Anhieb ein, wenn sie an die Spiele in Rio denkt: Die Antwort kommt prompt: "Wieder zwei unvergessliche Wochen!"
Die Grande Dame des 1. BC Beuel hat sich mit dem für Bischmisheim spielenden Michael Fuchs nach ihrem Rücktritt vom Rücktritt durch 26 Qualifikationsturniere gekämpft, ist Tausende von Meilen durch die Welt geflogen und lebte nur für den internationalen Wettkampf-Circuit. Schon zwei Jahre zuvor wollte sie kürzer treten und beendete in der wohl erfolgreichsten Saison ihrer Karriere ebendiese. Doch mit einigen Monaten Abstand vom internationalen Spielbetrieb und der Aussicht auf eine Teilnahme an ihren dritten Spielen, entschied sie sich anders - nämlich für eine Verlängerung ihrer internationalen Karriere.
Bereits kurze Zeit nach Rio gab es dann eine extreme Änderung in ihrem Leben, das 2 sich viele Jahre fast nur rund um Badminton drehte. Zum 1. September wechselte sie ins Geschäftszimmer der Sportförderkompanie in Köln - eine Vollzeitstelle. Der Wecker klingelt seitdem in aller Herrgottsfrühe, wenn sich ihre ehemaligen Mitspieler und Gegner sicher noch einmal gemütlich umdrehen. Sie fährt schon um 5.30 Uhr Richtung Köln los. Von Beuel aus. Und das bleibt auch so, wenn sie im Frühling zusammen mit Partner Erik Meijs eine gemeinsame Wohnung bezieht.
Was hat sie nach dem Fast-Abschied vom Leistungssport eigentlich mit ihrem Sport- Equipment gemacht? "Nach der Olympiade erstmal alles unterm Bett verstaut", verrät sie. Da sie aber weiterhin für ihren Heimatverein 1. BC Beuel in der Badminton-Bundesliga spielt und auch noch bei internationalen Turnieren auflaufen will, hat sie natürlich noch alle Sachen. Birgit Overzier spielt seit ihrem vierten Lebensjahr Badminton. Mit elf Jahren gewann sie das erste Mal eine deutsche Meisterschaft in der U14 im Damendoppel, mit 13 wurde sie für den DI-Kader nominiert. 2005 zog sie nach Mülheim und trainierte dort am Stützpunkt der deutschen Damenmannschaft.
Etliche Turniere, Deutsche-, Welt- und Europameisterschaften kennzeichnen ihren Weg. Hat sie besondere Erinnerungsstücke ihrer Karriere aufgehoben? "Ja, die Shirts von allen drei Olympia-Teilnahmen und die von größeren Turnieren." Und was war ihr wichtigster/schönster Preis? Die beredte Antwort: "Puuhhh, da kann ich keinen rausnehmen." Auch die Frage nach der negativsten Erinnerung gehört zu einem Rückblick: "Immer noch keine Medaille bei einer EM im Mixed." Einen anderen Wunsch hat sie sich kürzlich selbst erfüllt; ihr Traumauto (ein Audi A3 Sportsback) in Schwarz.
Im Oktober verabschiedete die Deutsche Sporthilfe in Bonn 25 ehemalige Spitzenathleten - auch Birgit Overzier, die dabei ein wenig gerührt war und sich erinnert: "Es war ein richtig schöner und netter Abend. Mit so vielen Spitzenathleten auf der Bühne stehen und verabschiedet werden - das war schon toll. Schön, wenn man am Ende seiner Karriere nochmal geehrt wird."
Und wie sieht ihr Badminton-Training seit September aus? Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht stellt sie fest: "Die Bundesliga hält mich fit." Ab und an war sie noch in Mülheim beim Training; vorgenommen hatte sie sich "viel mehr", aber "ich vermisse es gar nicht".
Bis zum Frühsommer sah das alles ganz anders aus. Im März bei den All England zog sie sich einen Muskelfaserriss zu und musste die Swiss Open absagen. Im April gab es endlich Gewissheit. Durch das frühe Ausscheiden eines konkurrierenden polnischen und eines japanischen Paares bei den parallel ausgetragenen Europa- und Asienmeisterschaften waren sie und Michael Fuchs, der nun Sportdirektor des Schweizer Badmintonverbands ist und in Bern lebt, in der Quali-Endabrechnung nicht mehr einzuholen. Im Mai also endlich "Ende der Qual" und ein paar wenige Urlaubstage in Barcelona mit ihrem Partner.
Die Karnevals-Hochzeit im Februar 2016 verbrachte sie statt im geliebten Beuel in Thailand. Das will die jecke Birgit im neuen Jahr anders machen. Aber die vielen Reisen haben sie doch auf den Geschmack gebracht. Welches Land will sie denn mal genauer unter die Lupe nehmen, als es während der Turniere möglich war? Klipp und klar: Australien!
Ausblick: Für die Kapitänin der Beueler Bundesliga-Mannschaft steht 2017 noch ein letztes internationales Turnier an: die German Open vom 28. Februar bis 5. März in Mülheim an der Ruhr. Die Aussichten? "Ich werde im Doppel mit Karin Schnaase spielen und im Mixed mit Michael Fuchs. Wir möchten einfach nur noch mal alles genießen, vor heimischem Publikum alles geben und Spaß haben!" Und dann gibt es eventuell noch eine Ehrenrunde: zusammen mit Partner Erik Meijs bei den Dutch International, "weil wir immer mal ein Turnier zusammen spielen wollen. Danach werde ich mein Retirement anmelden".
Ihre Wünsche für 2017? "Dass alles so bleibt wie es ist!" Toi, toi toi!