Die 66. Deutschen Badminton-Meisterschaften sind seit Sonntag Geschichte. Für die Akteure von Bundesliga-Spitzenreiter 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim hielten die Titelkämpfe in der Bielefelder Seidensticker-Halle sowohl freudige als auch enttäuschende Entwicklungen bereit. Der Finalsonntag mit den Entscheidungen in allen fünf Konkurrenzen hätte kaum besser beginnen können, denn das gemischte Doppel Olga Konon und Peter Käsbauer holte in einem engen Dreisatz-Match gegen Kilasu Ostermeyer/Nikolaj Persson vom TSV Trittau gleich den ersten Titelgewinn. Gegen die Paarung des Gegners im jüngsten Bundesliga-Auftritt, den der BCB knapp mit 4:3 und dem 13. Saisonsieg beschlossen hatte, gelang dem Saarbrücker Mixed nach einem 16:21 im ersten Satz mit 21:14 und 21:18 noch die Wende.
"Es war anstrengend, schweißtreibend und nervenaufreibend. Ich bin jetzt deutlich leichter, aber das ist gar nicht schlecht, denn dann bewegt man sich im dritten Satz schneller", war Käsbauer nach seiner ersten Mixed-Meisterschaft bester Laune. 2013 und 2014 hatte er mit Teamkollegin Isabel Herttrich jeweils im Finale verloren. Mit der dreifachen deutschen Einzelmeisterin als neuer Partnerin klappte es besser: "Wir entwickeln uns von Wettkampf zu Wettkampf weiter. Es läuft ganz gut bei uns", sagte Konon nach ihrem Premierensieg im Doppelbereich. Im Halbfinale hatten Käsbauer und die gebürtige Weißrussin BCB-Kollege Marvin Seidel und Linda Efler (Lüdinghausen) ausgeschaltet - weil der Bischmisheimer auf der anderen Netzseite erneut vom Pech verfolgt war. In Satz drei knickte Seidel um und verletzte sich am rechten Fußgelenk, bei 12:18 erfolgte die Aufgabe.
Pechvögel Fabian Roth und Marvin Seidel
Bitter für den 22-Jährigen, denn schon im Vorjahr war er bei der DM durch eine Verletzung ausgebremst worden. Damals im Herrendoppel-Finale mit Mark Lamsfuß (Wipperfeld), beim Stand von 19:19 im dritten Satz gegen Käsbauer und Raphael Beck. Seidels etatmäßiger Partner hatte erst am Montag kurz vor DM-Beginn wegen Knieproblemen abgesagt. Mit dem neuen Einzelmeister Max Weißkirchen (Beuel) fand Seidel zwar guten Ersatz, im Halbfinale konnte er aber nicht mehr antreten, sodass der zweifache Titelverteidiger Käsbauer mit Neu-Partner Johannes Pistorius (TSV Freystadt) wieder ins Doppel-Endspiel einzog. Dort blieb dem 29-jährigen Bischmisheimer der dritte Triumph in Folge und zweite Meistertitel des Tages zwar vergönnt. Käsbauers Enttäuschung fiel aber deutlich geringer aus als bei Seidel, der dem unbesiegten Bundesliga-Primus nicht nur am heutigen Dienstag im Gastspiel ab 19 Uhr beim Vorletzten TSV Freystadt fehlen wird. "Andere sprechen schon von einem DM-Fluch, ich selbst will nicht so weit gehen, aber dass ich wieder verletzt aufgeben muss, ist extrem ärgerlich. Ich hoffe, ich fehle nicht so lange", sagte der Doppelspezialist.
Er war in Bielefeld aber nicht der einzige Pechvogel aus BCB-Sicht: Neuzugang Fabian Roth, der wegen seiner Rückenprobleme erst vor Wochenfrist gegen Trittau zum Bundesliga-Debüt kam, erlitt auf dem Weg zur anvisierten Titelverteidigung im Einzel einen neuerlichen Rückschlag. Der 22-Jährige musste am Freitag im Viertelfinale gegen seinen späteren Nachfolger Weißkirchen beim Stand von 18:21, 21:17 mit Rückenschmerzen aufgeben - und wird dem 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim nun abermals länger fehlen.
Isabel Herttrich sieht die heutige Bundesliga-Partie in Bayern zwar immer noch als eine "Pflichtaufgabe" für den Tabellenführer, und der 14. Sieg im 14. Spiel ist das klare Ziel. So ganz wohl ist der 25-Jährigen angesichts der zahlreichen Ausfälle im Auftritt in Freystadt aber nicht - zumal neben Seidel und Roth auch Natalia Perminova fehlt, weil sie nach der Russischen Meisterschaft wegen der anstehenden Team-EM gleich in der Heimat bleibt: "Wir sind dadurch gerade im Einzel geschwächt. Natürlich wollen wir gewinnen, aber die volle Ausbeute von drei Punkten wird schwer zu schaffen sein", blickt Herttrich voraus. Sie selbst ist zumindest in Bestform, wie die erfolgreiche Titelverteidigung im Damendoppel der DM mit Carla Nelte (TV Refrath) belegt.
In der vorletzten Entscheidung der 66. Titelkämpfe in Bielefeld siegte das Duo klar mit 21:13, 21:16 gegen Johanna Goliszewski/Lara Käpplein. "Wir haben pünktlich im Finale unser bestes Badminton gezeigt. Ich bin sau froh, dass wir es erneut geschafft haben. Das Starterfeld war diesmal noch ein Tick stärker", sagte Herttrich, die zudem mit ihrem Freund Julian Lohau, der kurzfristig für den verletzten Lamsfuß einsprang, fast sensationell das Mixed-Halbfinale erreichte. "Das war nur just for fun, hat aber gut funktioniert", verriet die Nationalspielerin - und versicherte, dass die seit drei Jahren anhaltende Beziehung dadurch keinen Schaden genommen habe. Heute will Herttrich dann mithelfen, dass sich der BCB in der Bundesliga weiter schadlos hält.