Seit Sommer 2014 lebt Johannes Pistorius bereits in Saarbrücken. Ab nächster Saison wird der 25-jährige gebürtige Bayer dann auch für den dort ansässigen Badminton-Bundesligisten und Serienmeister der letzten Jahre zum Schläger greifen. Doppelspezialist Pistorius verlässt seinen Heimatverein TSV Freystadt, der sich nach der Corona-bedingt abgebrochenen Spielzeit aus der Bundesliga zurückgezogen hat, und wechselt zum 1.BC Saarbrücken-Bischmisheim. „Es kam für mich bei aller Vereinstreue nicht in Frage, in der Regionalliga aufzuschlagen“, nennt der BCB-Neuzugang einen wichtigen Punkt, warum er seinem langjährigen Verein aus Bayern jetzt den Rücken kehrte. Der Wechsel zum BCB war letztlich nur eine logische Konsequenz. In Saarbrücken, wo er als Nationalspieler regelmäßig am Olympiastützpunkt trainiert, hat Pistorius seinen Lebensmittelpunkt. Nach Abschluss seines Bachelor-Studiums in Wirtschaftsingenieurwesen an der HTW des Saarlandes peilt er nun den nächsten Schritt in seiner Badminton-Karriere an. „Nachdem ich in den vergangenen Jahren mit Freystadt oft um den Klassenerhalt kämpfen musste, wollte ich immer mal zu einem der großen Clubs in der Bundesliga. Mir war klar, dass ich mit dem BCB in der kommenden Saison ganz oben mitspielen kann und so der nächste Schritt in meiner persönlichen Entwicklung möglich ist“, erläutert Pistorius, der mit seinem vorherigen Verein Freystadt von der Bezirksklasse bis in die Bundesliga aufgestiegen war.
Im neunfachen deutschen Mannschaftsmeister 1.BC Saarbrücken-Bischmisheim sieht Pistorius „einen professionell geführten Verein mit guter Struktur und eine der stärksten Mannschaften in der Bundesliga – wenn nicht sogar die Topmannschaft der Liga.“ Letzteres war zumindest in der jüngeren Vergangenheit klar der Fall. Pistorius möchte dafür sorgen, dass dem so bleibt – er verspricht: „Ich werde mein Bestes geben, um mit dem BCB die Meisterschaft zu gewinnen. Das Team beim BCB besteht aus einer vielversprechenden Mischung aus jungen dynamischen und älteren erfahrenen Spielern“, ergänzt der Neuzugang. Die meisten BCB-Akteure kenne er sehr gut, sagt Pistorius: „Mit Marvin Seidel, Peter Käsbauer, Stine Küspert und Isabel Herttrich trainiere ich täglich am OSP. Mit einigen BCB-Spielern habe ich selbst schon große Erfolge gefeiert. Fabian Roth war mein erster Doppelpartner. Wir haben mehrere Jahre in der Jugend zusammengespielt und gewannen zwei DM-Titel. Danach war Marvin Seidel für längere Zeit in der Jugend und den ersten Jahren im O19-Bereich mein Doppelpartner. Wir gewannen unter anderem die Bronzemedaille bei den Jugend-Europameisterschaften. Auch mit Peter Käsbauer habe ich national wie international schon zusammengespielt, und wir wurden Deutscher Vizemeister 2018. Mit Isabell Herttrich habe ich schon im Kindesalter regelmäßig bei Stützpunkttrainings im Raum Nürnberg trainiert und kenne sie als Bayerin schon sehr lange. Michael Fuchs und Johannes Schöttler durfte ich zu meiner Anfangszeit in der Trainingsgruppe der Herren-Nationalmannschaft in Saarbrücken kennenlernen, und sie gehörten zu den Topspielern, zu denen ich lange aufgeschaut habe“, führt Pistorius aus.
In Saarbrücken fühlt er sich längst heimisch. Sein Umzug war seinerzeit eine Art „Rückkehr zu den Wurzeln“, die durch das Engagement beim BCB nun sozusagen abgerundet wird: „Mit dem Saarland verbindet mich mehr als nur Badminton“, betont Pistorius: „Meine Familie kommt aus dem Saarland, fast alle Verwandten wohnen hier und es ist schön, wenn ich diese an freien Tagen dann auch mal besuchen kann, um den Kopf etwas frei zubekommen. Daher fühle ich mich quasi als halber Saarländer. Meine Eltern verschlug es beruflich nach Bayern, aber wir waren immer regelmäßig hier zu Besuch.“ So war sein Vater beispielsweise erster Jugendtrainer beim KV St. Ingbert, dem Heimatverein von Marvin Seidel, und duellierte sich als aktiver Spieler bereits mit BCB-Vereinsboss Frank Liedke bei Saarlandmeisterschaften. Pistorius‘ Mutter war unter anderem Trainerin des heutigen SBV-Präsidenten Thomas Dettweiler.
Neben Erfolgen mit dem BCB hat Pistorius auch international viel vor: „Mein großes Ziel ist die Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris und der Gewinn einer Medaille bei Europa- oder Weltmeisterschaften“, verrät der 25-Jährige. In den nächsten zwei Jahren werde er als mittelfristiges Ziel versuchen, eine Weltranglistenplatzierung unter den Top 50 zu erreichen. Wie alle Sportler brennt Pistorius in Zeiten von Corona darauf, seinen Sport künftig wieder so ausüben zu können, wie es vor der Pandemie der Fall war. Immerhin ist er überzeugt, dass er aus den stark veränderten und eingeschränkten Trainingsbedingungen sogar etwas Positives für sich hat mitnehmen können: „Ich konnte so mehr Zeit in andere Trainingsbereiche, wie zum Beispiel physisches Grundlagentraining, Mentaltraining oder Videoanalyse, investieren – das macht sich aus meiner Sicht bezahlt“, sagt Pistorius, der betont: „Ich fiebere dem Saisonstart im Oktober bereits entgegen.“